Prozess um Fahrschul-Bescheinigungen: Gefälscht und dann abkassiert?

Ein Krefelder Fahrlehrer soll Schülern Bestätigungen ausgestellt haben, ohne dass sie einen Kurs machen mussten. Geld reichte ihm.

Krefeld. Weil sich beim ersten Verhandlungstermin nicht aufklären ließ, inwieweit ein Krefelder Fahrlehrer in Geschäfte rund um falsche Fahrschulbescheinigungen verwickelt gewesen sein soll, wurde jetzt sein Prozess vor dem Amtsgericht fortgesetzt.

Im September 2010 war das Verfahren unterbrochen worden, weil ein wichtiger Zeuge nicht erschienen war. Laut Anklage soll der 68-jährige K. vor zwei Jahren in seiner Fahrschule den Studenten T. aus dem Kreis Steinfurt zunächst abkassiert und ihm dann die Teilnahme an einer Nachschulung bestätigt haben.

Der Handel flog auf, als der Student bei dem für ihn zuständigen Straßenverkehrsamt im Kreis Steinfurt vorsprach. Dort wollte er mit dem Beleg seine Einträge im Straßenverkehrsregister löschen lassen. Eine Überprüfung jedoch zeigte, dass diese Nachschulung nie stattgefunden hatte.

Eine wissentliche Falschbeurkundung wollte der Krefelder Fahrlehrer nicht zugeben. Vielmehr beschuldigte er den Inhaber einer Fahrschule aus Viersen: „Ich habe damals mit einem Herrn H. zusammengearbeitet. Der benutzte auch alle meine Fahrschulformulare und hat sie verschickt. Den Studenten aus Steinfurt habe ich nie gesehen.“

Doch der inzwischen zu 50 Sozialstunden verurteilte Student belastete den Angeklagten schwer. „Das hier ist der Mann, mit dem ich in der Fahrschule gesprochen habe“, so der 21-Jährige. „Er sagte mir, dass ich den Schein bekomme. Ich bräuchte aber nicht zum Kurs zu kommen. Bezahlen reicht.“ Ein anderer Zeuge sagte aus, dass er ein Aufbauseminar wiederum in der Viersener Fahrschule gemacht habe, die Bestätigung sei ihm aber von der Krefelder Fahrschule K. zugeschickt worden. So steht bisher nur fest, dass beide Ausbilder — auf welche Weise auch immer — zusammengearbeitet haben.

Zwar können Aufbauseminare je nach Art und Umfang bis zu einige hundert Euro kosten. Wie viel Geld aber für die falschen Bescheinigungen wirklich abkassiert wurde, steht bisher nicht fest.

Der Angeklagte gab an, von nichts zu wissen. Der Fahrschulinhaber H. aus Viersen, gegen den laut Verteidigerin des Angeklagten ähnliche Verfahren bereits in Viersen und Mönchengladbach anhängig sind, erschien jedoch auch zum zweiten Verhandlungstag nicht. Jetzt ordnete der Richter an, dass der Viersener zur Fortsetzung des Prozesses morgen polizeilich vorgeführt werden soll.