Blitzmarathon Radar-Rambos machen den Kontrolleuren das Leben schwer
Mit neun Geräten wurde am Donnerstag in Krefeld Jagd auf Temposünder gemacht.
Krefeld. Kein Einzelfall: Ein Mitarbeiter der Stadt hat eine Geschwindigkeitskontrolle aufgebaut und sitzt in seinem Messwagen. Er muss den Verkehr beobachten und nach einem geblitzten Fahrzeug stets einen Knopf drücken. Ablenken lassen — nicht erlaubt. Das wissen einige Zeitgenossen und nutzen das aus, weiß Marco Janning, bei der Stadt verantwortlich für den Bereich Geschwindigkeitskontrollen. Es gebe einen Personenkreis, der es speziell darauf abgesehen habe, zu stören.
Dieser versuche etwa, die Mitarbeiter im Fahrzeug in ein Gespräch zu verwickeln. Die sollen in solchen Fällen an den Innendienst verweisen, könnten sich aber oft nicht entziehen. „Die Kollegen haben daher die Anweisung, in solchen Fällen einzupacken und an einer anderen Stelle wieder aufzubauen“, sagt Janning. Zwar habe man prinzipiell die Möglichkeit, die Polizei hinzuzurufen, die denjenigen des Platzes verweisen könne. Doch darauf verzichte man in der Regel. Einige Unentwegte stellten sich auch einfach vor die Kamera, beispielsweise mit einem aufgespannten Schirm. „Auch dann packen unsere Mitarbeiter ein“, sagt Janning.
Nach Einschätzung von Volker Stahl, Leiter der Verkehrsinspektion I der Krefelder Polizei, haben derartige Vorfälle abgenommen, seit man die Messstellen für jeden Tag ankündige. Dennoch weiß Janning, dass in sozialen Netzwerken oder auf Internetseiten rege über aktuelle Messungen berichtet und diskutiert wird. „Auf blitzer.de gibt es einen festen Stamm von sehr aktiven zehn bis zwölf Krefeldern“, sagt der Stadt-Mitarbeiter.
Auch zum gestrigen Blitzmarathon hatte die Polizei zwölf der mehr als 50 Messstellen angekündigt. Dabei sind Geschwindigkeitsübertretungen nicht mehr das Hauptproblem, mit dem die Beamten zu kämpfen haben, sondern Verstöße bei Vorfahrt und Abbiegen sowie die Gruppen der Fußgänger und Radfahrer.
Laut Stahl hat sich die Zahl der Geschwindigkeitsverstöße in den vergangenen zehn Jahren halbiert. „Die meisten, die zu schnell fahren, sind Auswärtige. Man kann sagen: Die Krefelder Autofahrer haben es verstanden — ein ausdrückliches Lob also.“ Wie wichtig die Temporeduzierung ist, macht Stahl an einem prägnanten Beispiel deutlich: „Werden Personen von einem Wagen mit 50 km/h erfasst, dann sterben acht von zehn. Fährt der Wagen nur 30, überleben acht von zehn.“
Insgesamt waren die Autofahrer auf den gestrigen Blitzmarathon eingestellt, nur wenige schlugen über die Stränge. Neun km/h über den erlaubten 30 lag eine Lehrerin des Schulzentrums an der Horkesgath, nachdem sie das Schulgelände verlassen hatte. „Die neuen Wagen beschleunigen so schnell“, sagt sie entschuldigend. „Ich war mit den Gedanken auch schon ganz woanders. Ich achte sonst immer darauf, nicht zu schnell zu fahren, nicht nur am Tag des Blitzmarathons.“