„Bürgerdialog“ im Seidenweberhaus Rassistische Malbücher in Krefeld verteilt: Anzeige gegen AfD
Exklusiv | Krefeld · Bei einem „Bürgerdialog“ hat die AfD in Krefeld Malbücher mit fremdenfeindlichen Motiven verteilt. Bewaffnete Menschen werden zusammen mit türkischen Motiven wie dem Halbmond gezeigt. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.
Am Tag danach lässt Markus Wagner als Fraktionsvorsitzender der AfD im NRW-Landtag über den Pressesprecher seiner Landespartei, die telefonisch zuerst nicht zu erreichen ist und dann auch auf Nachfrage nicht weiter reagiert, eine Erklärung übermitteln. Ihr Titel: „Absurder Angriff auf die Satirefreiheit“. Darin erregt sich Wagner schriftlich gegen „einige Linksextremisten der Antifa“ und bezieht sich auf eine Veranstaltung der AfD am Montagabend im Krefelder Seidenweberhaus, in deren Nachgang jetzt der Staatsschutz ermittelt. Doch was genau ist dort eigentlich passiert?
Im Rahmen eines sogenannten „Bürgerdialogs“ im Seidenweberhaus hat die Alternative für Deutschland (AfD) am Montagabend Malbücher an die rund 80 Besucher der Veranstaltung verteilt. „Nordrhein-Westfalen zum Ausmalen“ heißt das Buch, als Zeichner ist „Roberto Obscuro“ aufgeführt, das Ganze ist in den NRW-Landesfarben Grün-Weiß-Rot gehalten.
Im Innenteil aber geht es nicht so heiter weiter: Neben Abbildungen des Elefanten Tuffi in der Wuppertaler Schwebebahn oder „Windrädern im Wald“ sind auch Zeichnungen zu sehen, die fremdenfeindlich und rassistisch sind: Etwa in einer Darstellung eines völlig überfüllten Freibads mit vollverschleierten Frauen und einem Messer am Beckenrand, überschrieben mit dem Hinweis: „Wir baden das aus!“ Auf einem weiteren Bild ist ein offenbar chaotischer Autokorso gezeichnet, in dem die Fahrer allesamt Waffen in Händen halten. Die Autos sind versehen mit Halbmondmotiv und fünfzackigem Stern als Zeichen der Nationalflagge der Türkei. Es sind Zeichnungen, die eventuell den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen können.
Krefelder Oberstaatsanwalt prüft den Vorgang
Die Polizei in Krefeld jedenfalls bestätigte am Dienstag den Eingang einer entsprechenden Anzeige und gab gleichzeitig an, dass der Staatsschutz die Ermittlungen bereits aufgenommen habe. Die Ergebnisse sollen „schnellstmöglich“ der Staatsanwaltschaft übermittelt werden. Der Krefelder Oberstaatsanwalt Axel Stahl sprach davon, den Vorfall zu prüfen. Mit einem Ergebnis sei aber erst in den kommenden Tagen zu rechnen. Eine Einschätzung zum Sachverhalt wollte Stahl am Dienstag gegenüber dieser Redaktion nicht abgeben.
Herausgeber des Buches ist laut Impressum die AfD-Landtagsfraktion NRW. In einem Grußwort („Liebe Leser, liebe Freunde, liebe Kinder“) spricht der Landesvorsitzende Wagner von „humorvollen Zeichnungen“ und „poetischen Beiträgen“ zu einzelnen „Problemkreisen und Politikfeldern“. Man wolle in diesem Buch auf eine „ungewöhnliche Art und Weise die Grundzüge unserer parlamentarischen Arbeit vorstellen, die medial nicht in dem Maße gewürdigt wird, wie wir uns das wünschen“. 57 Zeichnungen beinhaltet das Buch, das „dem Leser Freude bereiten soll“.
Am Montagabend sorgte die Papiersammlung bei einigen Anwesenden auch für Entsetzen. So schreibt die Journalistin Julia Meyer, die die Veranstaltung im Seidenweberhaus verfolgt hat, bei Twitter: „Schwer rassistisches Ausmalbuch der AfD. Zuschauerin fragt, ob Gabriele Walger Demolsky (anwesende Landtagsabgeordnete der AfD in NRW, Anmerkung der Redaktion) das ernsthaft Kindern geben will. Antwort: „Das ist für Erwachsene“. Auf die Nachfrage, dass das Buch im Vorwort auch explizit Kinder ansprechen würde, soll die AfD laut der Journalistin erklärt haben, dass das Buch druckfrisch sei und man noch nicht genau wisse, an wen es sich richte.
Diese Ausrichtungslücke hatte die AfD dann im Verlauf ihrer Fraktionssitzung am Dienstag im Landtag offenbar geschlossen. Laut der Mitteilung von Wagner sei das „Werk angelehnt an ein Malbuch für Erwachsene“, die AfD-Fraktion habe ein „Kunstband mit satirischen Skizzen zur Lage des Landes veröffentlicht“.
Wagner selbst sei Vater eines „schwarzen Kindes“
Laut Wagner hätten „Linksextremisten der Antifa das Buch entdeckt, abfotografiert und einen angeblichen Skandal sehen wollen“. In der Folge verwehrt sich die AfD, aus „Badekappen von Mitteleuropäerinnen“ seien in der Kritik „Knochen im Haar bei schwarzen Menschen“ gemacht worden. Dazu ergeht der Hinweis, Wagner selbst sei „Vater eines schwarzen Kindes“ und sei so unverdächtig, Rassismus zuzulassen. Sein Schluss: „Wenn Antifa-Extremisten die Kunstfreiheit angreifen, kann es nur eine Antwort geben: Wir erhöhen die Auflage.“