WZ-Serie Neustart Röhrenverstärker - Wenn Leidenschaft zum Beruf wird
Der Klang von Röhrenverstärkern fasziniert Andreas Klug aus Bockum so sehr, dass er sich selbstständig gemacht hat und sie nun selbst produziert.
Krefeld. Mit der Bitte eines Freundes fing alles an, Mitte der 70er Jahre. Andreas Klug, heute 58 Jahre alt, war damals gerade in der Ausbildung zum Elektroniker. Ein Freund bat ihn, doch einmal nach seinem defekten Röhrenverstärker zu schauen. Eine Herausforderung für den jungen Mann, schließlich war Röhrentechnik zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr aktuell. Andreas Klug hatte sie in seiner Ausbildung gar nicht gelernt. Es gelang ihm trotzdem, den Verstärker zu reparieren. Und es passierte etwas mit ihm: „Als ich das Ding zu Hause hatte und es wieder funktionierte, wollte ich es natürlich auch mal testen.“ Ein „Gänsehautmoment“ für ihn, sagt der Bockumer. Der Sound faszinierte ihn sofort, eine Leidenschaft war geboren.
Mittlerweile ist diese Leidenschaft für Andreas Klug zum Beruf geworden. Vor rund drei Jahren hat er sich mit seiner „Röhrenschmiede“ selbstständig gemacht — nach einem längeren Weg. Denn nach seiner Ausbildung zum Elektroniker schlug Klug zunächst einen ganz anderen beruflichen Pfad ein und ging zur Krefelder Polizei. Die Elektronik blieb während dieser Zeit sein Hobby, von der Röhrentechnik verabschiedete er sich aber ganz. Vorerst.
Durch Zufall begegnete er dann Ende der 80er Jahre einem Automatentechniker, der Klug um Hilfe bei Elektronikarbeiten in seiner Werkstatt bat. „Ich kam da hinein, und da standen Musikboxen mit Röhrenverstärkern“, erinnert er sich. Und wieder packte es den Bockumer. Er durfte eine der Musikboxen mitnehmen, restaurierte sie und stellte sie in sein Wohnzimmer an der Glindholzstraße.
Aus gesundheitlichen Gründen musste Andreas Klug vor einigen Jahren aus dem Polizeidienst ausscheiden. Er nutzte den Freiraum, um sich endlich einen Traum zu erfüllen: einen eigenen Röhrenverstärker zu bauen. „Ich habe lange getüftelt“, erzählt er. Aber als der Verstärker und auch eine Endstufe schließlich fertig waren, meldeten sich schnell die ersten Leute aus Klugs Umfeld, die auch welche haben wollten. Freunde zuerst, dann deren Kinder, Onkel, Nachbarn. „Ich habe mir dann gedacht, ich versuche einfach mal mein Glück.“ Vor drei Jahren meldete Andreas Klug sein Kleingewerbe an.
So sieht ein fertiger Verstärker in der Nahaufnahme aus. Foto: Jochmann
Könnte er die Zeit zurückdrehen, würde er das heute nicht mehr so schnell machen, gibt er offen zu. „Ich habe mich selbstständig gemacht und dann einfach mal losgebaut“, sagt er. „Was es alles zu beachten gibt, welche Richtlinien meine Geräte erfüllen müssen, welche Prüfungen ich über mich ergehen lassen muss und was das alles kostet, das habe ich erst anschließend nach und nach gemerkt.“ Bereut hat Andreas Klug den Schritt in die Selbstständigkeit nie. „Ich würde es nur heute andersherum machen: mich erst schlau machen und dann das Gewerbe anmelden.“
Röhrenverstärker am laufenden Band produziert der Bockumer in seinem Ein-Mann-Betrieb nicht, das hat er aber auch gar nicht erwartet. „Ich stelle halt ein Nischenprodukt für Liebhaber her“, weiß er. Aber ein qualitativ hochwertiges, wie im jetzt ein Fachmagazin nach einem Test seiner Verstärker und Endstufen bescheinigte.
Zweimal war Andreas Klug mit seiner „Röhrenschmiede“ auf einer Messe der Analogue Audio Association in Traar vertreten, auch mit Marketing-Studenten der Hochschule Niederrhein kooperierte er in einem Start-up-Projekt.
Einfach ist das Leben als Selbstständiger nicht immer, das gibt der Bockumer ganz offen zu. Weitermachen möchte er trotzdem. Es geht schließlich um seine Leidenschaft — den Sound, den der 58-Jährige so sehr liebt. „CDs habe ich im Keller, die lassen wir bei Partys laufen“, sagt er. Aber wenn es darum geht, wirklich Musik zu hören. „Dann geht nichts über Schallplatte und Röhre.“