Sanierung: Giftige Altlast wird entsorgt
In Stahldorf hatte eine Reinigung den Boden verseucht. Ab Herbst wird er aufwändig abgetragen.
Krefeld. Sie haben auf einer chemischen Zeitbombe gewohnt: 22 Familien lebten 30 Jahre lang im Bereich Obergath/Am Saxhof ahnungslos in ihren Reihenhäusern. 1972 ist an dieser Stelle in Stahldorf die 4000 Quadratmeter umfassende Großreinigung Froitzheim abgerissen worden — aber nach heutigen Erkenntnissen nur unvollständig. Zurück blieben Verunreinigungen von Boden und Grundwasser mit Mineralölkohlenwasserstoffen (die WZ berichtete exklusiv). Schweres Heizöl und vornehmlich das Fettlösemittel Tetrachlorethen (PER) haben den Boden auf einer Kernfläche von rund 400 Quadratmetern derart vergiftet, dass nur noch ein Austausch in Frage kommt.
Ab dem Herbst werden die Stadt Krefeld und der Altlastensanierungs- und Altlastenaufbereitungsverband NRW (AAV) deshalb dort eine „Bodensanierungsmaßnahme“ durchführen, wie es offiziell heißt. In einer Informationsveranstaltung berichtete Helmut Döpcke, Leiter des städtischen Fachbereiches Umwelt, zusammen mit AAV-Geschaftsführer Gerhard Kmoch über den genauen Ablauf der Sanierung und den vorgesehenen Zeitplan.
Auf einer Fläche von 440 Quadratmetern wird der verunreinigte Boden mittels Großbohrverfahren bis in 15 Meter Tiefe entnommen und durch neues Material ersetzt. So sollen vorhandene Schadstoffe nachhaltig beseitigt werden, sagen die Experten.
Vor Beginn der Sanierung und zur Einrichtung der Baustelle müssen in dem Bereich auch Versorgungs- und Entsorgungsleitungen der Häuser verlegt werden. Dazu notwendige Baumfällarbeiten finden zurzeit bereits statt. Die Einrichtung der Baustelle selbst wird im Sommer beginnen, die Bodensanierung ist für Herbst 2011 vorgesehen und wird bis Winter 2012 dauern. Eine Baustraße wird in dieser Zeit mitten durch die Gärten führen.
Während der Bodensanierung sind Beeinträchtigungen durch Staub, Gerüche, Geräusche und Erschütterungen in der näheren Umgebung nicht zu vermeiden. Die Arbeiten sollen so durchgeführt werden, dass diese Belästigungen möglichst gering bleiben, erklärt die Stadt Krefeld.
Die gefährliche Mischung war vor vier Jahren per Zufall entdeckt worden. Als das damals noch städtische Klinikum seine abgelaufenen Wasserrechte für das Kühlsystem erneuern wollte, wurden Grundwasserproben genommen. Heraus kam ein deutlich überhöhter Wert leichtflüchtiger halogenierter Kohlenwasserstoffe. Die Stadt warnte die Anwohner vor Aufenthalten in Kellern und dem Zelten im Garten.
Seit April 2009 liegen Sonden und Rohre in den Gärten der betroffenen Häuser. Bis fünf Meter Tiefe wird Luft aus dem Boden gesaugt und einem Container mit drei Aktivkohlefiltern zugeführt.
Mehr als vier Millionen Euro soll die Sanierung kosten. 80 Prozent der Mittel wird der Altlastensanierungs- und -aufbereitungsverband NRW bereitstellen, die restlichen 20 Prozent übernimmt die Stadt Krefeld.