Demonstration Schausteller wehren sich gegen Angriffe
Schausteller aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden demonstrieren in Krefeld gegen Tierrechtler. Alles verläuft störungsfrei.
Krefeld. „Ach, da kommt der Schützenverein!“, ruft eine Passantin, als der ungewöhnliche Demonstrationszug des Deutschen Schaustellerverbandes am Samstag gegen 15 Uhr von der Uerdinger Straße aus kommend den Sprödentalplatz erreicht. Gestartet war er eine Stunde zuvor vom Stadthaus am Konrad-Adenauer-Platz. Von dort aus ging es mit Schaustellerfahrzeugen und zu Fuß durch die Innenstadt. Die Krefelder Schausteller sind in ihrem Anliegen tatkräftig unterstützt worden.
An der Spitze des Zuges spielt eine Blaskapelle in blauer Uniform, ihr folgen Träger bunt gestickter Fahnen, deren stolze Aufschriften zeigen: sie sind für diesen Tag aus ganz Deutschland, Belgien und den Niederlanden nach Krefeld gekommen. Rund 300 Schausteller, die für den Erhalt ihrer Gewerbefreiheit demonstrieren wollen. Ihnen folgen 80 laut hupende Zugmaschinen, an denen Plakate befestigt sind. „Circus Renz liebt seine Tiere“ oder „Schausteller kämpfen für ihre Arbeitsplätze“ ist darauf zu lesen. Aus dem Führerhaus werden Stofftiere, Plastikblumen und Süßigkeiten auf die am Straßenrand stehende Menge geworfen.
Der Auslöser für diesen großen Aufmarsch ist die Entscheidung der Krefelder Polizeibehörde, gleich an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden Demonstrationen von Tierschützern zuzulassen, und zwar direkt vor dem Pony-Karussell, in dem Kinder auf den Rücken der Tiere durch eine Manege reiten können. Dort war es schon im vergangenen Jahr zu Reibereien zwischen Eltern und protestierenden Tierrechtlern gekommen. Die Eltern hatten sich beim Betreiber beklagt, von den Demonstranten belästigt worden zu sein.
„Das ist keine Demonstration, sondern eine Blockade“, empört sich Albert Ritter, Vorsitzender des Deutschen Schaustellerverbandes.“ Die Schausteller werden daran gehindert, Geld zu verdienen“. Er verlangt von der Stadt Krefeld die ungehinderte Ausübung der Gewerbefreiheit für die Schausteller. Gegenüber der WZ berichtet er, dass der Sprecherin der Tierschützer sogar der Einsatz eines Megafons genehmigt worden sei. „Wer Tiere wirklich liebt, quält sie nicht mit dem Lärm eines Megafons!“, empört er sich. Diese Aussage steht auch auf einigen Plakaten der Schausteller.
Die Tieraktivisten beharren hingegen auf ihrem Standpunkt: „Wir sind für Unterhaltung auf der Kirmes, aber ohne Tierausbeutung!“ Sie glauben, dass die Ponys kein artgerechtes Leben führen. Dem hält Ritter entgegen, dass die Einhaltung der Vorschriften zur Tierhaltung ständig und streng durch zuständige Behörden kontrolliert werde.
Eine Schaustellerin erzählt, dass man nirgendwo sonst Demonstrationen auf einem Kirmesgelände zulassen würde. „Die dürfen nur vor dem Gelände demonstrieren“. Deswegen sei es höchste Zeit gewesen, mit einer Gegen-Demonstration darauf zu reagieren. Auf dem Sprödentalplatz, in der Nähe des Pony-Karussells warten etwa 40 Tierschützer, sorgfältig von der Polizei abgeschirmt, und skandieren: „Tiere fühlen, Tiere leiden“ und „Schluss mit dem Profit auf Kosten der Tiere“.
Währenddessen halten die Schausteller ihre Kundgebung ab und marschieren anschließend schweigend über die Sprödentalstraße und über das Kirmesgelände. Nur zehn von ihnen postieren sich schließlich am Pony-Karussell , um die Tierschützer nicht mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit zu provozieren. „Wir wollen friedlich für unsere Rechte kämpfen und nicht als die Bösen dastehen“, betont der Sprecher der Schausteller.
Die Kirmesbesucher, die an diesem sonnigen Nachmittag zahlreich über die Kirmes schlendern, zeigen sich interessiert, jedoch relativ unbeeindruckt von dem Protestzug. Die ganze Aktion verläuft auch durch den Einsatz von 60 Polizeibeamten ruhig und störungsfrei. Die Tierrechtler haben für das nächste Wochenende erneute Proteste vor dem Pony-Karussell angekündigt.