Aufklärung SchLAu NRW-Projekt: Im Team gegen Vorurteile

Klischees sollen keine Chance haben: Junge Schwule und Lesben gehen ab sofort in Schulen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Hand in Hand geht Nele mit ihrer Freundin durch die Krefelder Innenstadt. Plötzlich hören die jungen Frauen, wie ein Passant sie lautstark beleidigt — und das vor seinem kleinen Sohn. Der Begriff, mit dem er die beiden Liebenden tituliert, ist nicht nur alles andere als jugendfrei, er ist auch hässlich und gemein.

Um solchen Aussagen und dem hinter ihnen stehenden Gedankengut entgegenzutreten, ist in Krefeld das SchLAu NRW-Projekt gestartet worden. Die Abkürzung steht für Schwul Lesbisch Bi Trans* Aufklärung (siehe Info-Kasten). Die Idee: Junge Menschen besuchen ehrenamtlich Schulen, Jugendzentren und andere Einrichtungen, um Fragen zu beanworten, zu diskutieren und von ihren persönlichen Erfahrungen zu berichten — so wie Nele von der Pöbelei in der City.

In Krefeld machen bislang fünf SchLAu-Aufklärer mit: drei schwule Männer, eine lesbische und eine bisexuelle Frau. Das Team ist jung, die Altersspanne reicht von 17 bis 30 Jahren. Einige gehen sogar selbst noch zur Schule. Das ist gewollt, es soll der Glaubwürdigkeit und der Akzeptanz des Projekts dienen.

„Im Zentrum von SchLAu steht die direkte Begegnung zwischen Jugendlichen ab der siebten Klasse sowie jungen Erwachsenen mit den Ehrenamtlern“, sagt Patrizia Helten von der Aids-Hilfe, die das Projekt leitet. Richtig glücklich sind die Verantwortlichen des Vereins an der Rheinstraße 2-4 nicht, dass durch diese organisatorische Verknüpfung auch die Begriffe Aids und Homosexualität miteinander verbunden werden.

Doch derzeit gebe es keinen anderen Träger. „Wir hoffen auf eine 400-Euro-Stelle von der Stadt, um die Koordinierung in andere Hände zu geben“, so Helten. Außerdem werde es einen separaten Internet-Auftritt geben, unabhängig von der Aids-Hilfe-Homepage.

Der eigentliche Startschuss für die Besuche der Gruppe fällt nach den Sommerferien in der ter-Meer-Realschule. Eine Art Generalprobe hat das Team aber schon hinter sich: Kurzfristig war es ins Gymnasium Fabritianum gekommen, wo die Fünf unter anderem von ihren Outings berichteten. „Vor den Schülern zu sprechen, war einfacher, als ich dachte“, erzählt Tolga.

Wie auch die anderen Team-Mitglieder hat der junge Krefelder in seinem direkten Umfeld weitgehend positive Erfahrungen gemacht. „Mein Outing ist sehr gut verlaufen“, sagt er. Und die Eltern? „Die haben es hingenommen.“ Mara fand ihre erste Freundin in der Schule. „Da hat keiner was gesagt“, erzählt sie.

Dennoch, da sind sich alle einig, gibt es für die Aufklärungsarbeit genügend Bedarf. Und das auch bei Menschen, bei denen man es nicht unbedingt vermuten würde. Denn laut Patrizia Helten gab es aus Lehrerkreisen schon Befürchtungen dieser Art: „Nicht, dass unsere Schüler durch solche Workshops schwul oder lesbisch werden.“