Immobilien Schrotthäuser sorgen für schlechtes Image der Krefelder City
Die Schrottimmobilien sind kein schöner Anblick, doch sie bergen auch reale Gefahren. Ein Immobilienexperte fordert ein eigenes Register für verwahrloste Gebäude.
Krefeld. Eine zugemauerte Tür, vernagelte Fenster. Klingel und Namensschild fehlen. Vor dem Eingang des Gebäudes an der Mittelstraße stehen sogar Absperrgitter. Die direkten Nachbarn haben längst aufgehört, sich über den unsäglichen Anblick der Immobilie aufzuregen. Die unansehnliche Optik, die von solchen Häusern ausgeht, ist das eine. Die Gefahr das andere.
Im Januar 2016 stürzten Dachteile an der Mittelstraße auf den Gehwegbereich. Bauaufsicht und Statiker begutachteten daraufhin das Haus, dessen Dachstuhl im Dezember 2015 nach einem Brand eingestürzt war. Bis das unbewohnte Haus gesichert wurde, dauerte es bis zum Frühjahr dieses Jahres. Die Stadt ordnete eine Ordnungsverfügung an. Der Eigentümer ließ Tür und Fenster im Erdgeschoss zumauern. Was bleibt, ist ein optischer Schandfleck. „Für benachbarte Eigentümer ist solch ein Haus natürlich eine Katastrophe“, berichtet Michael Heß von Haus und Grund in Krefeld.
Keine 100 Meter entfernt von dem verfallenen Gebäude stehen gleich mehrere verbarrikadierte Häuser an der Lindenstraße. Auch sie sind unbewohnbar und sorgen für ein unansehnliches Straßenbild. Der Geschäftsführer von Haus und Grund sieht die Gefahr einer Abwärtsspiele in der Innenstadt. „Solch ein verwahrlostes Gebäude kann ganze Straßenzüge oder sogar Quartiere runterziehen.“
Doch warum lassen Eigentümer ihre Immobilien derart verrotten und was kann man dagegen tun? Laut Heß lassen sich die Besitzer von Schrottimmobilien in drei Klassen einteilen. „Es gibt den Privatmann, dem das Geld fehlt, um das Haus instandzuhalten. Dann gibt es Spekulanten und solche, die aus den verwahrlosten Objekten durch illegale Wohnraumvermietung in teilweise unmenschlichen Zuständen sogar noch Rendite ziehen wollen.“
Laut dem Geschäftsführer von Haus und Grund wäre es in Krefeld längst an der Zeit, ein eigenes Schrotthaus-Kataster zu führen. „Sind es 10 oder 500 verwahrloste Häuser? Keiner weiß das so genau. Die Stadt braucht einen Überblick“, fordert er. Denn im Vergleich der Innenstädte sei Krefeld gegenüber Moers, Neuss oder Mönchengladbach auch aufgrund seiner Schrotthäuser ins Hintertreffen geraten.
Eine Möglichkeit der Situation Herr zu werden, wäre laut Heß die Option der Stadt, sich über ein im Baugesetzbuch eingeräumtes Vorkaufsrecht der Schrott-Immobilien anzunehmen, sie zu sanieren und wieder zu verkaufen. „Natürlich müssen da aus bürokratischer Sicht dicke Bretter gebohrt werden“, gesteht Heß ein. Dass es noch weitere Ansätze gibt, zeigt ein Blick in andere NRW-Städte.
Das Land unterstützt derzeit sieben Modellkommunen beim Ankauf von Schrottimmobilien mit jährlich insgesamt einer Million Euro. Gleichzeitig erhöhte beispielsweise die Stadt Hamm die Grundsteuer, um Hausruinen aufzukaufen und „vom Markt zu nehmen“. In Hagen machte die Stadt im Januar erstmals von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch, um selber über die Zukunft einer Schrottimmobilie entscheiden zu können.