Krefeld Seidenweberhaus quer gedacht

Die Ideen von der Architektin Carolin Krebber sind in der VHS lebhaft diskutiert worden.

Foto: abi/Entwurf: C. Krebber

Krefeld. „Dieses Gebäude repräsentiert unsere Kultur und was wir sind“, ist einer dieser Sätze von Carolin Krebber, der einen vielleicht im ersten Moment mit einem Fragezeichen zurück lassen würde. Der graue Betonklotz stellt dar, was ich bin? Die in Krefeld aufgewachsene 26-jährige Architektin lässt dieses Fragezeichen verblassen. Bei ihrem Vortrag in der VHS erklärt sie mehr als 150 interessierten Bürgern, warum es sich lohnen könnte, das Seidenweberhaus zu bewahren.

Krebbers Grundthese: Architektur formt das Leben der Menschen, indem sie einen Raum bildet, den sie nutzen. Und: Das Seidenweberhaus ist eng mit Krefeld verbunden. Die Form — das Hexagon — spiegelt die Chemie, die Farbstoffe der Textilindustrie wieder. Der Name — durch Bürger gewählt — bezieht sich auf den Krefelder Ursprung in der Seidenweberkultur: „Nicht umsonst ist Krefeld die Stadt aus Samt und Seide.“

Im Bezug auf das Seidenweberhaus ergeben sich für Krebber drei Ziele: Das identitätsstiftende Gebäude wiederbeleben, die Studenten in die Innenstadt holen und damit den Theaterplatz an sich wieder für gesellschaftliches Leben nutzbar machen. Die Maßnahmen: Krebber plädiert dafür, den Fachbereich Design der Hochschule teilweise im Seidenweberhaus anzusiedeln — inklusive Mensa, Läden für Produkte „Made in Krefeld“ (vor allem Design und Textilien), eine Ausstellung über Künstler der Stadt, Lehrräume und einen großen Saal für Vorlesungen oder andere Veranstaltungen.

Außerdem würde Krebber einen Neubau auf dem Theaterplatz an der Ecke Ostwall/ St.-Anton-Straße als „Markthalle“ und Studentenwohnheim zugleich platzieren. Und die Verkehrssituation beruhigen. Die Einfahrt zur Tiefgarage, wird zum Haupteingang in das Gebäude und: „Mit einer ausgebauten St.-Anton-Straße schaffen Sie es nicht, den Theaterplatz an das Stadtzentrum anzuschließen — egal was für ein Gebäude sie dahin bauen“, sagt Krebber auf Nachfragen von Jens Voss (RP-Redaktionsleiter) und Michael Passon (WZ-Redaktionsleiter) zu Beginn der an den Vortrag anschließenden Diskussion. Stattdessen solle der Autoverkehr über den Nordwall fließen. Auch das Publikum interessierte die geplante Verkehrsführung: „Was passiert mit den Straßenbahnen?“ war eine Frage. Nach Krebber würden sie weiter über die St.-Anton-Straße fahren: „Sie haben in München Fußgängerzonen, wo Straßenbahnen fahren, sie sind keine Barrieren.“

Amandus Sattler, Architekt von dem Büro Allmann, Sattler, Wappner (für das Krebber arbeitet) kriegt viel Zuspruch, wenn er angesprochen auf die jahrelange Ideenlosigkeit im Umgang mit dem Theaterplatz betont, dass der „Stadtplatz“ eine neue „Funktionalität“ bekommen muss, damit er wieder ganz natürlich belebt wird. Dann fühle sich auch die Szene auf der Platte nicht mehr wohl.

Heidi Matthias von den Krefelder Grünen stimmt Krebber bei der offenen Diskussion in dem Punkt zu, dass der Versuch, die Studenten mehr an die Innenstadt zu binden, eine belebende Wirkung haben könnte. Es sei aber nicht durchführbar, ohne die Nutzung als Veranstaltungshalle. „Was ich vorgestellt habe, müssen sie als Studie sehen“, sagt Krebber. Auch Reiner Leendertz, der das Kesselhaus als Alternative zum Seidenweberhaus vorgestellt hat, beteiligte sich ebenfalls an der Diskussion.

Krebber betonte zum Ende, dass sie das Seidenweberhaus nicht als Veranstaltungsort sieht. Den könnte sie sich auch außerhalb der Innenstadt vorstellen.