Seien wir doch alle ein bisschen Sara
Was die Zivilcourage einer jungen Frau auszulösen vermag.
Was ihre gute Tat auslösen kann, damit hatte Sara Dahlem nicht gerechnet. Die Medien in Deutschland rissen sich um Interviews mit der 24-jährigen Krefelderin, die in einem Fotogeschäft Kinderpornografie entdeckte und anzeigte. Ihr Chef feuerte sie daraufhin — und löste damit einen empörten Aufschrei aus. In Internetforen und E-Mails sprachen unzählige Menschen der jungen Frau ihre Hochachtung aus.
In ein paar Tagen wird sich der Rummel gelegt haben und Sara Dahlem die zahlreichen Job- und Unterstützungsangebote sichten können. Die Frage ist: Was bleibt? Denn während die junge Frau über sich sagt, dass es völlig normal war, sofort zu handeln und nicht wegzuschauen, beklagen Polizei und Opferschutzorganisationen zunehmende Gleichgültigkeit. Wegschauen statt helfen — das geschieht nur allzu häufig. Meist aus Angst, etwas Falsches zu tun.
Sara Dahlem könnte durchaus etwas bewirkt haben. Dass sie mit dem, was sie getan hat und ihr gleichzeitig widerfahren ist, in die Köpfe der Menschen gekommen ist. Dass der ein oder andere beim nächsten Mal, wenn plötzlich jemand Hilfe benötigt, auch nicht wegschaut.
Stadt, Polizei und Weißer Ring ehren seit mittlerweile sechs Jahren solche Menschen bei einem Festakt im Ratssaal. Sie machen deren Fälle öffentlich, um die Bürger aufzurütteln, zu zeigen, wie wichtig es ist, im richtigen Moment Mut zu beweisen. Einfach nur zum Handy zu greifen und den Notruf zu wählen. Oder andere zur Unterstützung aufzufordern, wenn man allein mit einer Situation überfordert ist.
Die Geehrten betonen meist, sie halten das für selbstverständlich, was sie getan haben. Und doch ist es richtig, mit einer solchen Auszeichnung für Zivilcourage andere Menschen wachzurütteln. Damit zu zeigen, dass das Gute ein Gesicht hat. So eines wie das von Sara Dahlem.
Wäre es nicht gut, wenn wir alle ein bisschen Sara wären?