Sie brachte China nach Krefeld

Traute Nieter hat 30 Jahre lang die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft geleitet.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Eine Begebenheit ist Traute Nieter besonders in Erinnerung: „Ich ging 2012 abends durch Pekings Altstadt. Vor mir humpelte eine alte Frau. Ich sah auf ihre Kleidung und bemerkte, dass sie kleine gebundene Füße hatte. Am Ohr trug sie ein Handy. China im Wandel.“ Die ehemalige Vorsitzende und Gründerin der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) in Krefeld kann viel aus China berichten. Sie hat das Reich der Mitte bereits 57 Mal bereist. Ihren Vereinsvorsitz gab sie jetzt nach 30 Jahren ab.

Nieter hat in diesen drei Jahrzehnten viel bewirkt. Ihr Bestreben war es stets, die Verständigung zwischen den Völkern kulturell, nicht politisch, zu fördern. Das gelang ihr auf mehreren Ebenen. „Ich habe den freiwilligen Chinesisch-Unterricht an allen Krefelder Gymnasien eingeführt“, erzählt sie. Im Jahr 2000 initiierte sie einen partnerschaftlichen Lehrer-Schüler-Austausch mit der elitären Xue Jun High School in Hangzhou. „Knapp 100 Krefelder Schüler durften bisher dorthin reisen. Ebenso viele kamen aus Hangzhou hierher.“ Das Fabritianum habe Chinesisch als Wahlpflichtfach eingeführt, freut sie sich.

In Veranstaltungen und Vorträgen, teilweise mit chinesischen Referenten, hat Traute Nieter Interessierten das riesige Land nähergebracht. Nieter: „Dabei ging es beispielsweise um Merkmale des Denkens in chinesischer und westlicher Kultur.“ Am 6. Januar 2001 stand das chinesische Neujahrs-/Frühlingsfest — auch in Krefeld — im Zeichen der Schlange. Als sich die Unruhen auf dem Platz des himmlischen Friedens ereigneten, hat sie nicht zu Protesten aufgerufen, sondern ein Gedenken für die Opfer initiiert.

„Ich habe viele Länder der Welt kennengelernt“, berichtet Traute Nieter. „Israel, Jordanien, Kolumbien und auch China. Die Begeisterung für China entwickelte sich, als unsere Tochter Sinologie studierte und eine Reiseleitung in das Land übernehmen sollte, als sie im Examen steckte. Kurzerhand schlug sie mich vor.“ Siebenmal fanden diese wissenschaftlichen Reisen statt. Der Grundstein für die Liebe zum Land war gelegt.

Die gebürtige Krefelderin hat Politikwissenschaft und Religionspädagogik studiert und setzte sich als 50-Jährige noch einmal in den Hörsaal der Uni Düsseldorf und büffelte Regionalwissenschaft China. Zur Entstehung der GDCF kam es, als Erwin Wickert, deutscher Botschafter in Peking, sie aufforderte: „Gründen Sie in Deutschland eine Gesellschaft, vermitteln Sie Ihr Chinawissen.“ Die tatkräftige Frau riss Freunde und Bekannte in ihrer Begeisterung mit. 80 Mitglieder hat die Gesellschaft heute und ist jung wie am ersten Tag.