Sie macht Papier zu Kunst

Mit ihrer Ausstellung „Makulatur“ zeigt die Künstlerin Brigitte Baldauf, was man alles mit Blättern, Karten und Kartons machen kann. Ihre Werke sind in der Fabrik Heeder zu sehen.

Foto: Andreas Bischof

Süd. Von innen oder von außen? Das ist die Frage nach der Perspektive bei der Kunst in der Pförtnerloge der Fabrik Heeder. Denn hier wird die Kunst so in den Raum eingepasst, dass beide Sichtweisen Anregungen geben.

Die Krefelder Künstlerin Brigitte Baldauf beschäftigt sich in diesem Frühsommer mit dem Thema „Makulatur“. Damit wird schlecht bedrucktes, unbrauchbares und wertloses Papier bezeichnet. Doch hier wird es zum Inhalt ihrer Kunst.

Drei Sprossenfenster zum Bahnhof und ein quadratisches zum Durchgang zu der in einen Kulturort gewandelten einstigen Tapetenfabrik sind voller Papier. Graubraun, dicklich, gefaltet, gestapelt. Die Schichtungen wirken unsystematisch und so, als sei Druck von oben auf sie ausgeübt worden. Und sie vermitteln, das liegt wohl an der Temperatur, etwas Trockenes: Diese gefalteten und gedrückten Bögen haben mit Luftfeuchtigkeit nichts zu tun.

Gleichzeitig gewinnt der Betrachter von außen den Eindruck, der ganze Raum sei mit diesem Papier angefüllt. Aber um die Ecke herum, eine Treppe hinauf, gewinnt das Papier neuen Wert als Modell für Malerei. Denn im Innenraum der Loge sind Wände gezogen, die alle anderen als das Fenster zum Hof verdecken — auf ihnen die Bilder der Künstlerin.

Sie zeigen Papier in besonderer Konstellation. Brigitte Baldauf hat die Verpackungsschleifen in Räumen installiert, sie dann fotografiert. Diese Aufnahmen hat sie extrem vergrößert und schließlich gemalt. In den Schichtungen reduziert sich das Dreidimensionale des Materials auf zwei Dimensionen in Grau-, Braun- oder Anthrazittönen.

Durch Schattierungen und Licht in Baldaufs Malerei ist aber das Körperhafte erhalten. Die Anordnung ihrer Arbeiten in Raum und Fenstern sind spannend, denn weder das wahre noch das gemalte Papier können angefasst werden. An den Sonntags-Öffnungstagen kann der Besucher die Malerei im Innern genau in Augenschein nehmen.

An den übrigen wirken zunächst die gefüllten Fenster und dann auch die Bilder durch den Filter der in diesem Frühsommer besonnten Fensters auf den Betrachter.