Partnerstadt So gehen die Partnerstädte mit Corona um: Der Alltag in Venlo

Bürgermeister Antoin Scholten: „Die Pandemie hat viel Leid und Trauer zur Folge, aber sie bringt auch das Gute im Menschen ans Tageslicht.“

Ein Schaufenster in Krefelds Partnerstadt Venlo während der Corona-Krise.

Foto: ja/Stadt Krefeld

Das Virus hat die ganze Welt im Griff, auch Krefelds Partnerstädte. Im Umgang mit der Pandemie treten zahlreiche Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu Tage. Das zeigt schon der Blick in die direkte Nachbarschaft – nach Venlo, der Partnerstadt, die kaum 30 Kilometer Luftlinie entfernt liegt und deren enge Verbindung zu Krefeld bereits 1964 offiziell besiegelt wurde. In den vergangenen Jahren sind die beiden Städte noch enger zusammengewachsen: Der Austausch auf Verwaltungsebene, aber auch im politischen, kulturellen und bürgerschaftlichen Bereich ist außerordentlich intensiv.

Jedoch sind aufgrund der Ansteckungsgefahr die sonst alltäglichen Begegnungen diesseits und jenseits der Grenze fürs Erste ausgesetzt. Deutsche Besucher, die nach Venlo hineinfahren möchten, werden freundlich gebeten zu wenden – es sei denn, es gibt wichtige Angelegenheiten zu erledigen. Umgekehrt gilt dies auch für die Reisen der Venloer in Richtung Krefeld. Durch diese Kontrollen, die unter anderem während der Ostertage gut funktioniert haben, soll verhindert werden, dass die Grenze ganz geschlossen werden muss. Doch schon heute stellt Venlos Bürgermeister Antoin Scholten unmissverständlich klar: „Venlo möchte nach der Bewältigung der Krise erneut die Stadt sein, die gerne ihre Gäste empfängt, insbesondere die Freunde aus Krefeld.“

Aktuell ist der Alltag in der sonst so belebten 100 000-Einwohner-Stadt stark eingeschränkt. Viele Geschäfte, vor allem die kleineren Läden, sind geschlossen. In Supermärkten, Baumärkten und Gartencentern gelten die üblichen Sicherheitsvorschriften. Schulen, Restaurants und Gaststätten sind noch bis mindestens 28. April dicht. Danach beginnen ohnehin die Maiferien, die von vielen Schulen bis zum 5. Mai ausgedehnt werden. Venlos Kinder werden frühestens am 8. Mai wieder eine Schule besuchen können.

Events und größere Veranstaltungen sind in den Niederlanden bis zum 1. Juni ausdrücklich untersagt. Davon sind unter anderem die geplanten Feierlichkeiten zum Geburtstag von König Willem Alexander am 27. April betroffen. An diesem Tag werden für gewöhnlich auch Personen ausgezeichnet, die sich gesellschaftlich besonders engagiert haben. Dieser sogenannte „Lintjesregen“ muss in diesem Jahr ebenfalls ausfallen. Abgesagt sind auch die Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag des Weltkriegsendes am 5. Mai.

Wirtschaftlich sind die Niederlande vom Coronavirus ähnlich hart getroffen wie Deutschland. „Die Unsicherheit bei den Unternehmen ist groß“, heißt es aus der Partnerstadt. Man hat dort eine Anlaufstelle eingerichtet, um Betriebe in der Krise zu unterstützen. Auch die Stundung kommunaler Steuern steht im Raum. Die Zusammenarbeit mit der Unternehmerschaft in Venlo ist derzeit besonders intensiv. Ebenso haben verschiedene Geschäfte in Zusammenarbeit mit dem Venloer Citymarketing begonnen, ihre Kunden zu beliefern. Über eine Internetplattform können die gewünschten Produkte bestellt werden.

Die Beschäftigten der Verwaltung in Venlo arbeiten im Moment größtenteils im Homeoffice. Die Verwaltungsstellen sind geschlossen – mit Ausnahme des Stadthauses. Ratssitzungen finden nach wie vor statt, allerdings komplett digital. Dafür hat das niederländische Parlament ein Notgesetz erlassen. Lediglich der Verwaltungsvorstand tagt physisch vor Ort. Grundsätzlich gilt aber die Regel: Nur wessen Anwesenheit unbedingt erforderlich ist, darf ins Büro kommen.

Auf politischer Ebene ist der direkte Kontakt zwischen den Kommunen und der Regierung des Landes deutlich enger als in Deutschland. So steht Venlos Bürgermeister Antoin Scholten persönlich der Sicherheitsregion Limburg-Nord vor, einer von 25 Sicherheitsregionen in den Niederlanden. In jeder Region arbeiten die Feuerwehren, Gesundheitsdienste und der Katastrophenschutz eng zusammen. Beteiligt sind auch die Polizei, das Verteidigungsministerium, Wasserverband und Wasserbehörde, der Rettungsdienst und die Bahn. Ziel der regelmäßigen Treffen sind gemeinsame Vorbereitungen auf die Folgen der Krise.

In seiner Funktion als Vorsitzender der Sicherheitsregion Limburg-Nord ist Bürgermeister Scholten auch Mitglied des nationalen Sicherheitsrates. Dieser berät die Minister über die Sicherheitsleitlinien und die Herangehensweise bei auftretenden Krisen. Im Rat bespricht sich der Bürgermeister mit den Vorsitzenden der anderen 24 Sicherheitsräte und den Ministern. Er hat den Geschäftsbericht Medizinische Hilfsorganisationen in der Region (GHOR) inne. Aus diesem Grund bespricht er zwei Mal pro Woche die aktuellen Entwicklungen und die weiter zu treffenden Maßnahmen mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte. „Die jetzige Pandemie mit dem Covid-19-Virus hat viel Leid und Trauer zur Folge, aber sie bringt auch das Gute im Menschen ans Tageslicht. In Venlo sind viele Menschen aktiv geworden. Sie setzen sich ein, um den Kindern zu Hause den Alltag leichter zu machen, um miteinander in Kontakt zu bleiben, aber vor allem, um sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen, wenn das notwendig ist“, erklärt Scholten.