Kampf gegen das Bienensterben Obstbauer in Traar bietet Patenschaften für Bienen-Wiese an
Krefeld · Beerenhof Schroeder will mit blühenden Feldern Lebensraum für Wildbienen und Hummeln schaffen.
Für ein Foto verschwinden Peter Schroeder, seine Tochter Liv und Gärtnermeister Jens Triebels gerne bis zum Oberkörper in der Blumenwiese zwischen Traar und Verberg. Sie erstreckt sich auf rund 7000 Quadratmetern. Als erstes stechen an diesem Morgen die blauen Blüten der krautigen Pflanze Phacelia ins Auge, die auch „Bienenfreund“ oder „Bienenweide“ genannt wird. Aber auch Hummeln fühlen sich offensichtlich vom Duft der Blüten angezogen: Nähert man sich dem Feld, summt es an gleich mehreren Stellen vor sich hin. Ein Zeichen dafür, dass das Projekt der Schroeders, die vor allem zahlreiche Obstsorten anbauen und den Beerenhof in Traar betreiben, aufgeht.
Mehr als die Häfte der Wildbienen und Wespen sind gefährdet
Dabei kann sich jeder beteiligen und für eine Saison ein Stückchen Bienenwiese kaufen: „Möchten Sie zum Bienen- und Hummelschutz beitragen?“, wird auf einem am Wegesrand aufgestellten Schild gefragt. Das Prinzip: Die Schroeders bieten Land, Saatgut und Arbeitskraft – für 50 Euro wird man Pate für 100 Quadratmeter Blumenwiese. Interesse gibt es: Die Namen der ersten zwölf Sponsoren-Familien sind ebenfalls auf dem Schild vermerkt. „Viele Leute werden wieder wach“, sagt Peter Schroeder, der einen Trend zur Blumenwiese fortsetzt:
Auch in Hüls startete ein Landwirt kürzlich eine ähnliche Paten-Aktion. Nicht ohne Grund: Die Rote Liste NRW stuft 51,6 Prozent der Bienen- und Wespenarten als gefährdet ein. Die Masse aller Fluginsekten ist in den vergangenen 27 Jahren um 76 Prozent zurückgegangen. Das ist das Ergebnis der viel beachteten Studie des Entomologischen Vereins Krefeld von 2017. „Weniger Wildbienen bedeuten weniger Ernten, weniger Singvögel, weniger Vielfalt“, warnte zuletzt auch NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser. Ihr Pendant im Bund, Svenja Schulze, machte zudem zuletzt auch klar, dass es einen Wandel im Umgang mit Pestiziden geben müsse. Dem kann Peter Schroeder zustimmen. In den 60er Jahren, als er seinen Beruf erlernte, habe das aber noch fast niemanden beschäftigt. Wo eine Laus gesehen wurde, sei gespritzt worden. Und es habe funktioniert - finanziell vor allem für die Chemieunternehmen. Heute sehe das aber anders aus. Auch mehr klassische Landwirte, die ohne Bio-Siegel arbeiten, nehmen laut Schroeder wieder Rücksicht auf die Umwelt. Der Beerenhof, den seit 2018 die 26-jährige Liv Schroeder führt, verzichte beispielsweise auf Insektizide und setze generell möglichst wenig Chemie ein. „Wir sind nicht die ersten Menschen und wollen nicht die letzten sein“, bringt Peter Schroeder seine Philosophie auf den Punkt.
Und wie kam die Idee zur Blumenwiese? Als der 69-Jährige vor ein paar Jahren ein großes Feld mit Johannisbeeren verkleinern musste, lagerte er die zahlreiche übriggebliebenen Bambusstäbe, an denen die Beeren gestanden hatten, unter dem Dach einer großen Halle. Erst später fiel dem Obstbauern auf, dass die Öffnungen der Stäbe offenbar ideale Plätze für den Nachwuchs der Wildbienen sind. „Alle zwei Zentimeter befindet sich ein Ei“, erklärt Schroeder. Laut Naturschutzbund (Nabu) ist das eine übliche Vorgehensweise alleine lebender Bienen. Die Honigbiene, die als Volk lebt und überwintert, stelle eine Ausnahme dar. Die meisten Arten leben demnach unabhängig. Dabei werden die Eier mit Pollen als „Proviant“ in Holzritzen oder eben Bambus deponiert. Peter Schroeder schuf mit seinem Bambuslager offenbar zufällig ein Paradies für Wildbienen. Weitere Blumenwiesen sollen übrigens folgen. Wer Pate werden möchte, kann sich im Hofladen des Beerenhofs, Telefonnummer 15 02 285, an der Rather Straße 128 melden,