Interview mit Ralph-Harry Klaer SPD-Parteichef: "Krefeld ist eine Metropole"
Krefeld. 2017 naht, für NRW steht ein Superwahljahr an. Im Juni 2016 wollen die Sozialdemokraten ihre Kandidaten für das Land benennen, spätestens im Herbst für den Bund. Wer die erstarkte Krefelder SPD beobachtet, kommt an Parteichef Ralph-Harry Klaer kaum vorbei.
Eigene Ambitionen schließt der 57-jährige Ingenieur im WZ-Interview nicht aus, sieht sich aber eher als „Katalysator für den Generationswechsel“. Klaer bezieht deutlich Stellung zum Haushalt, zu Siegmar Gabriel, zur CDU und zu Forderungen der FDP.
Herr Klaer, die Krefelder SPD hat Kandidaten für Wahlbezirke zu besetzen. Welchen besetzen Sie selbst?
Ralph-Harry Klaer: Wir wollen vier überregionale Kandidaten stellen, sind aber je nach Zuschnitt der Wahlbezirke in engen Abstimmungen mit den betroffenen Unterbezirken im Rheinkreis Neuss, Viersen und Wesel. Wer ins Rennen geschickt wird, hängt nicht von Köpfen oder Namen ab, sondern letztendlich von den politischen Aufgaben vor Ort, die zu erledigen sind. Ich selbst helfe dabei gern, stünde für eine Landtagswahl jedoch nicht zur Verfügung, soviel kann ich sagen.
Ralph-Harry Klaer, der Richtige für die Nachfolge von Siegmund Ehrmann?
Klaer: Ich bin der Richtige dafür, den Generationswechsel katalytisch mitzugestalten, den jungen Kollegen zu sagen, was richtig und falsch ist — nicht, was nützlich ist. Da bin ich richtig, und deshalb lasse ich jungen ambitionierten Kollegen den Vortritt, wenn es sich ergibt. Ansonsten ist, wie gesagt, nichts entschieden, manches ist noch nicht besprochen.
Mit der Entscheidung Ehrmanns, nicht mehr antreten zu wollen, hat Krefeld eine echte Chance, den Kandidaten für Krefeld-Nord, Neukirchen-Vluyn und Moers zu stellen.
Klaer: Zunächst mal bin ich enttäuscht, dass er nicht mehr weitermacht. Enttäuscht, weil er erstens mit seinem Einsatz das Vorurteil widerlegt hat, die SPD spare sich im Bereich Kultur kaputt und weil man zweitens gar nicht richtig gemerkt hat, ob er Moerser oder Krefelder ist. Er war einfach überall sehr präsent, und genau darauf kommt es an. Ich respektiere die Gründe seiner Entscheidung, aber es hört einer der ganz Großen Krefelds auf.
Kennen die Moerser Ralph-Harry Klaer auch schon?
Klaer (lacht): Nein, aber da wir gemeinsam Kandidaten suchen, wird sich das sicher ändern.
Viel Optimismus. Berührt es Sie da nicht peinlich, wenn Parteichef Sigmar Gabriel den ägyptischen Abdel Fattah al-Sisi einen „beeindruckenden Präsidenten“ nennt?
Klaer: Ich finde es unglücklich.
Kommen wir aus dem Bund zurück nach Krefeld. Wir von der WZ verspüren eine Aufbruchstimmung. Sie auch?
Klaer: Ich habe das Gefühl, dass alle Parteien das Wohl der Stadt über die Parteipolitik stellen. Das ist anders als vor der Wahl.
Wie passt es dann dazu, dass die FDP dem Bündnis aus Grünen, SPD und CDU Kungelei in Hinterzimmern vorwirft?
Klaer: Das wundert mich schon. Immerhin stand es allen Parteien frei, sich an der Gestaltung des Haushalts zu beteiligen. Die FDP wollte aber lieber viel zu hohe „Beitrittsbedingungen“ stellen. Unter anderem massiven Personalabbau in der Verwaltung. Es ist etwas kurzatmig, sich jetzt zu beschweren. Grundsätzlich ist es für Krefeld ein Riesenvorteil, dass Grüne, CDU und SPD sich im Grundsatz über einen Fahrplan für das Haushaltssicherungskonzept einig sind.
Jetzt muss aber erstmal eine Sondersitzung her, um den Haushalt zu verabschieden, alles verzögert sich. Wo ist da die Aufbruchstimmung?
Klaer: Die Verzögerungsspirale wäre wirklich nicht unser größtes Problem. Sie müssen mal sehen, wo wir herkommen, vor Kurzem waren wir noch im Nothaushalt und handlungsunfähig. Wir wollen künftig als Metropole wieder tun, was unsere Aufgabe ist.
Metropole ist ein großes Wort.
Klaer: Aber es ist ja richtig. Wir sind verwaltungstechnisch ein Oberzentrum und bieten den Nachbarn an, was sie nicht haben. Die Infrastruktur einer Metropole: Ein Theater, die Pinguine, die Hochschule und vieles mehr ...
Welche Rolle spielt der Metropolen-Bürgermeister?
Klaer: Frank Meyer macht vieles anders als seine Vorgänger. Er geht das Notwendige zuerst an, hat zum Beispiel einen Flüchtlingskoordinator eingesetzt und stellt nachhaltig die Verwaltungsstruktur in den Fokus seiner Arbeit, Stichwort Ausländeramt.
Der Haushalt trägt seine Handschrift, er ist im Städtetag aktiv, lebt die Partnerschaft mit Venlo. Seine Politik gleicht einem gut gebauten Schiff, für dessen Konstruktion auch Ulrich Hahnen verantwortlich war.