Interview mit Marc Blondin CDU-Chef: "Die Polizei hat viel zu wenig Personal"
CDU-Chef Marc Blondin will in den Landtag. Interview über CDU, Sicherheit, Meyer und Butzen.
Krefeld. Mit 44 Jahren gehört Marc Blondin für kommunalpolitische Verhältnisse fast noch zur jungen Garde. Dabei ist der zweifache Familienvater seit einem Vierteljahrhundert in der Krefelder CDU aktiv.
Erst, und dies lange, an der Seite von Kerstin Radomski in der Jungen Union, fast seit Beginn auch im Vorstand Traar-Verberg. Heute ist er Parteichef und Hoffnungsträger. Blondin will in den Landtag. Mit Michael Zecher konkurriert er um die Kandidatur für den sogenannten Wahlkreis Krefeld II. Im WZ-Interview spricht Blondin über Karriere, OB Meyer, die Schlammschlacht zwischen Hans Butzen und Thomas Pluschkell und die Kanzlerin.
Herr Blondin, sind Sie an der Reihe oder fühlen Sie sich jetzt erst fit für Düsseldorf?
Marc Blondin: Ich bin ja schon sehr lange in unterschiedlichen Funktionen in der CDU in Verantwortung. Alles hat seine Zeit, und wir haben bis heute mit Winfried Schittges einen erfahrenen, guten Mann im Landtag. 2017 hört er auf und wir müssen uns neu aufstellen. Auch im Nebenwahlkreis mit Tönisvorst, wo Britta Oellers, Simone Römer und Peter Kaiser für die CDU kandidieren wollen.
Man hatte zuletzt den Eindruck, bei der CDU sei das Nominierungschaos ausgebrochen. Jede Gruppierung hat sich einzeln gemeldet.
Blondin: Quatsch, das ist kein Chaos, sondern eine demokratische Vorgehensweise. Jeder hat das Recht, seinen Hut in den Ring zu werfen, es ist eben ein offenes Verfahren. Und jetzt befinden wir uns in einer Art Vorwahlkampf und stellen uns in den Stadtteilen vor. Das alles zeigt doch, wie viel Leben in dieser Partei steckt. Diese Vielfalt ist eine echte Herausforderung.
Warum sind Sie der Richtige?
Blondin: Ich bin kontinuierlich meinen Weg in der CDU gegangen bis zum Kreisverbandsvorsitz. Ich bin da reingewachsen. Für mich ist ein überregionales Mandat der nächste logische Schritt. Außerdem kann ich dadurch sicher Synergie-Effekte für die Partei erzielen, wenn ich mich hauptberuflich auf die Politik konzentrieren kann. So ein Amt als Kreisvorsitzender ist sehr zeitintensiv. Ich will unsere Themen nach Düsseldorf tragen.
Was sind Ihre Themen?
Blondin: Die Sicherheitspolitik zum Beispiel. Die Menschen sind verunsichert, haben ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis. Die Polizei hat viel zu wenig Personal. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass aufgestockt wird. Oder dass es Videoüberwachung an belebten Plätzen geben kann. Das hält ja sogar der derzeitige Innenminister für möglich.
Außerdem muss es für Krefeld darum gehen, gemeinsamen mit den Nachbarstädten für eine bessere Infrastruktur und Verkehrswege zu kämpfen. Der Hafen ist ein solches Thema. Die gesamte Fläche muss vom Land so behandelt werden, dass sie zukunftsfähig ist.
Thema Sicherheit: Was halten Sie von Bürgerwehren?
Blondin: Nichts. Wenn wir als CDU unser Profil schärfen und für mehr Polizei und damit mehr Sicherheit eintreten, erübrigt sich eine solche Diskussion. Dann erübrigt sich auch eine gefährliche Bewegung wie die AfD, die Politik mit der Angst der Menschen macht.
Ist die AfD in Krefeld überhaupt ein Thema?
Blondin: Sie sind heillos zerstritten und nicht wahrnehmbar, aber es gibt sie. Und ob wir es wollen oder nicht: Wir müssen uns mit diesem Thema beschäftigen.
Ihr SPD-Pendant Ralph-Harry Klaer lobt im WZ-Interview eine neue Kultur des Redens. Ist das so?
Blondin: Ja sicher, die Akteure können gut miteinander und wir sind in angenehmen Gesprächen, etwa beim Haushalt.
Und warum hat sich die CDU dann so lange verweigert? Jetzt muss eine Sondersitzung her.
Blondin: Beratung ist keine Verweigerung. Das ist eine ganz wichtige Entscheidung und wir müssen trotz aller guten Gespräche unser eigenes Profil wahren. Niemand verweigert sich, von keiner Partei. Die Zeiten, da sich die alte SPD-Riege quasi als Fundamentalopposition gegen alles gestellt hat, sind tatsächlich vorbei.
Nun gibt es einen SPD-Bürgermeister und Herr Klaer sagt, vieles läuft besser als davor. Von Krefeld im Aufschwung ist die Rede.
Blondin: Ich sehe auch einen Aufschwung. Allerdings weiht Frank Meyer jetzt Dinge ein, die unter Gregor Kathstede auf den Weg gebracht wurden. Ostwall, Rheindeich, Stadtgarten. Meyer profitiert derzeit, den Beweis des Bessermachens bleibt er schuldig.
Finden Sie das ungerecht?
Blondin: Ach was. Es ist ja auch vom Wähler honoriert worden, wir als CDU haben die Wahl ja nicht eindeutig verloren, wir sind im Stadtrat immer noch gleichauf mit der SPD. Das Problem ist, dass wir die OB-Wahl krachend verloren haben. Frank Meyer wird sich messen lassen an dem, was er versprochen hat. Sich etwa vermehrt um die Stadtteile zu kümmern. Es reicht nicht, bei schönen Einweihungen gute Reden zu halten. Die Stadt braucht einen richtigen Manager.
Braucht die Stadt öffentliche Schlammschlachten wie die in Hüls zwischen SPD-Mann Butzen und dem CDU-nahen Thomas Pluschkell?
Blondin: Auf keinen Fall, ich kann das nicht nachvollziehen. Das ist ein völlig unnötiges Parteien-Scharmützel, unwürdig und unmenschlich. So wie Herr Butzen mit Herrn Pluschkell umgegangen ist, das geht gar nicht.
Apropos unwürdig: Ist es peinlich, wenn Frau Merkel Herrn Erdogan nachgibt und Herr Kohl sich mit Herrn Orban in den Armen liegt?
Blondin: Da kann ich nichts zu sagen. Aber ich nehme Frau Merkel so wahr, dass sie für eine gesamteuropäische Lösung der Flüchtlingsproblematik kämpft. Das heißt auch, dass Länder wie Ungarn ihren Beitrag leisten müssen. Es gibt immer bundespolitische Einflüsse, wir hier in Krefeld müssen das Thema Integration selbst angehen.