Spielhallen: Stadt wird zur Zocker-City

Die Zahl der Konzessionen ist stark gestiegen. Am Inrath entsteht eine „Vegas World“.

Krefeld. Die Aufbauarbeiten für das wuchtige Schild haben fast einen ganzen Tag gedauert. Seitdem weist am Birkschenweg eine knallrote Tafel auf das "Vegas World Casino" hin, das "demnächst auch hier" eröffnet werden soll.

Es wäre nach der Spielhalle an der Niedieckstraße gegenüber Schaffrath die zweite großflächige Zockerhalle am Inrath.

Dass der Boom der Spielerpardiese ein stadtweites Problem ist, beweisen Zahlen. Sollte das Objekt am Birkschenweg genehmigt werden (ein entsprechendes Verfahren läuft derzeit), würde die Zahl der Konzessionen auf 53 steigen.

Zehn weitere Anträge liegen im Rathaus vor. Vor zehn Jahren waren es noch 38.

Was auffällt: Die Spielhallen werden immer größer und entstehen immer häufiger in Außenbezirken, so wie am Inrath. Dahinter steckt nach Ansicht von Udo Rodig, Leiter des Fachbereichs Bauaufsicht, durchaus Strategie. "Die Betreiber nutzen Gesetzeslücken. Sie beantragen mehrere kleine Hallen mit Einzelkonzessionen, die aber nebeneinander errichtet werden. Aus sozialpolitischer Sicht würden wir diese Großobjekte gerne ablehnen, haben aber selten eine Möglichkeit dazu."

Das "Vegas World Casino" soll auf einer bereits freigeräumten Baulücke zwischen "Fressnapf/Trinkgut" und der Kfz-Werkstatt Oehring entstehen. Auf rund 600 Quadratmetern sollen ausschließlich Geldspielautomaten aufgestellt werden. Beantragt aber wurden vier einzeln begehbare Hallen mit jeweils 144 Quadratmetern, in deren Mitte es eine gemeinsame Aufsicht geben wird.

Der Trick: Für eine Konzession mit maximal zwölf Spielautomaten sind kaum Auflagen zu erfüllen. Je Automat müssen zwölf Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Multipliziert ergibt dies eine Maximalfläche von 144 Quadratmetern. Da aber im Glücksspielgesetz nicht verboten wird, dass die Hallen nebeneinander errichtet werden können, nutzen dies die Betreiber immer häufiger aus. "An der Niedieckstraße wurden sogar sechs Einzelhallen nebeneinander errichtet", berichtet Rodig. Genehmigt die Stadt nicht, gäbe es umgehend Schadenersatzklagen.