Stadt will keine neuen Seniorenheime
Mit 2105 Plätzen in 25 Einrichtungen ist Krefeld gut versorgt. Auch aus Kostengründen gilt: ambulant vor stationär.
Krefeld. Allein zehn Voranfragen für den Bau von Pflegeheimen sind Wolfram Gottschalk bekannt. „Bis zum Jahr 2018 sehen wir in Krefeld keinen Bedarf für neue stationäre Einrichtungen“, sagt der Leiter des Fachbereichs Soziales, Senioren und Wohnen. Damit greift er ein Stück der neuen Bedarfsplanung vor, die ab 1. April gelten soll. Die Stadt will künftig den Bau von Heimen steuern. Dabei setzt sie nicht zuletzt aus Kostengründen in erster Linie auf ambulante statt auf stationäre Angebote.
„In Krefeld fehlen altersgerechte Wohnungen“, sagt Gottschalk. Stationäre Betten gebe es hingegen vor allem rund um die Innenstadt en masse. Per Dringlichkeitsantrag hatte der Rat im vergangenen Dezember entschieden, dass die Stadt künftig mithilfe einer Bedarfsplanung den Bau neuer Heime steuern wolle. Deshalb ruht derzeit der Antrag für das geplante „Haus am Südpark“, das anstelle der Hochhäuser an der Alten Gladbacher Straße für 14 Millionen Euro entstehen soll.
Bedarf sehen Gottschalk und Sachgebietsleiterin Susanne Tümmers hingegen in Fischeln, Hüls, Gartenstadt und Bockum. Dort sind Pflegeplätze nach ihrer Erkenntnis Mangelware.
Für die verbindliche Bedarfsplanung hat Tümmers die Pflegeplanung aus dem Jahr 2011 fortgeschrieben und zwei Varianten der Steuerung darin vorgestellt. Zum einen die für das gesamte Stadtgebiet, zum anderen die für die Stadtteile. „Dabei haben wir auch die der stationären Pflege vorgelagerten Hilfen im Blick“, sagt Gottschalk. Neben der ambulanten Pflege sind das ergänzende Angebote wie Kurzzeit- und Tagespflege.
143 Kurzzeitpflegeplätze gibt es offiziell in Krefeld. Jedoch nur 32 Plätze in zwei Einrichtungen stehen tatsächlich dauerhaft zur Verfügung. Die anderen in den zahlreichen Altenheimen seien oftmals mit Bewohnern belegt und nur sporadisch frei.
„Um einen gewissen Wettbewerb unter den Anbietern zu haben, könnte man aus unserer Sicht noch einige, wenige Pflegeheime in den Vororten Krefelds zulassen, wenn deren Platzangebot an Kurzzeitpflegeplätze zusätzlich gekoppelt wird“, schlägt Gottschalk einen gangbaren Weg für die Verwaltung vor. Die vorgegebene Größenordnung des Landes sieht Häuser mit maximal 80 Betten vor.
Gottschalk warnt aber auch gleichzeitig: „Je größer das Angebot an stationärer Pflege ist, desto schneller wird es auch genutzt.“ Die Folgen bekommt der Fachbereich Soziales schon jetzt zu spüren. 48 Prozent der Heimbewohner sind Selbstzahler; die restlichen 52 Prozent zahlen ihren Pflegeplatz mit Hilfe von Rente, Pflegegeld, Pflegewohngeld und Sozialhilfe.
Im vergangenen Jahr hat die Stadt für diesen Personenkreis 13 Millionen Euro Sozialhilfe und 8,7 Millionen Euro Pflegewohngeld gezahlt. Ein Jahr zuvor waren es für die Sozialhilfe noch 11,3 Millionen. Tendenz steigend. „Das Renten- und Pensionsniveau war in der Vergangenheit noch sehr hoch“, sagt Gottschalk.
Bei der nächsten Generation könne sich das schon durch längere Phasen der Arbeitslosigkeit, Teilzeitarbeit oder Minijobs ändern. Für Kommunen heißt das zwangsläufig: Die Kosten für die Unterbringung in Pflegeheimen werden steigen, je geringer die Renten der Bewohner sind. In diesen Fällen wird die Stadt auch auf die Kinder der Bewohner zugehen, um Unterhaltsleistungen für die Eltern zu erhalten.