Wohnbebauung Violstraße: Doch Altlasten durch Gießerei?
Kayserzinn wurde an der Violstraße gegossen — ein frisch verabschiedeter Plan sieht dort Wohnbebauung und Gewerbe- betriebe vor.
Krefeld. Der Bebauungsplan 797, der in der letzten Sitzung des Rates verabschiedet wurde, enthält Hinweise auf Altlastenverdacht. Für das Plangebiet zwischen Viol-, Tiergarten-, Schönwasserstraße und Glockenspitz/Berliner Straße sei, so stellte die Verwaltung fest, ein Bodengutachten erstellt worden, das bestätige, dass davon „keine Gefährdung von Schutzgütern abgeleitet werden kann“. Zwar müsse mit PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) belastetes Material entsorgt werden, danach aber bestünden für „eine sensible Folgenutzung keine Einschränkungen.“ Der Bebauungsplan sieht dort Wohnungen und Gewerbe vor.
Demgegenüber macht WZ-Leser Wolfgang Schmitz (66), Maschinenbauingenieur, auf einen anderen Sachverhalt aufmerksam. In dem Plangebiet war nach seiner Kenntnis bis etwa 1930 die Zinn-Gießerei Kayser beheimatet. Schmitz warnt: „Da in einer Gießerei giftige Stoffe wie Blei und Chemikalien anfallen, liegt es nahe, dass in dem Plangebiet erhebliche Altlasten zu vermuten sind. Die Verwaltung sollte sehr genau prüfen, was dort möglicherweise noch in der Erde schlummert“, sagt Schmitz.
Der Betrieb wurde 1862 in das städtische Handelsregister eingetragen. Aus historischen Quellen geht hervor, dass Kayserzinn in Krefeld und Köln in der Blütezeit Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu 800 Menschen beschäftigte. Im Gegensatz zu anderen Gießereien wurde bei Kayser das Zinn ohne den Zusatz von Blei hergestellt, es wurde Antimon, ein silberglänzendes und sprödes Halbmetall, zugesetzt.
Kayser war damals einer der größten Betriebe in Krefeld. Im Bereich der Zinn-Gießerei gehörte Kayser zu den führenden Unternehmen in Deutschland. Kayserzinn war eine höchst renommierte Qualitätsmarke und belieferte Kunden in aller Welt. Die stark vom Jugendstil beeinflussten Vorlagen und Modelle stammten zum Großteil von Engelbert Kayser (1840-1911) in Köln.
Heimatforscher Ernst Doffiné schreibt, dass sich der Betrieb „in Bockum an der Viol“ befand. Für den Einzelverkauf wurde ein Geschäft auf der Rheinstraße (später Hettlage) betrieben.
Der letzte Inhaber war Max Kayser, ein Sohn von Johann Peter. Max Kayser wohnte bis zu seinem Tod im Jahr 1962 an der Wilhelmshofallee.