Ingrid Falkenstein, die gute Seele von Fischeln
Das Leben von Ingrid Falkenstein spielt sich zwischen Kirchturm, Pfarrbüro und ihrer Wohnung ab. Die 64-Jährige wurde für ihr bürgerschaftliches Engagement ausgezeichnet.
Fischeln. Es klingelt - mal wieder. Das Telefon steht bei Ingrid Falkenstein selten still. Doch dieses Mal hat jemand an der Tür geschellt. Ein Gespräch mit der 64-Jährigen zu führen, ohne dabei ständig unterbrochen zu werden, ist ziemlich schwierig.
"Entschuldigung. Aber so geht das nun einmal hier", sagt sie und lächelt. "Eigentlich ist das noch ein ruhiger Tag", fügt sie hinzu.
Seit gut 20 Jahren ist Ingrid Falkenstein Sekretärin im Büro der Pfarre St. Clemens - und noch viel mehr: "Sie ist die Seele von dem Ganzen hier", sagt Maria, die an diesem Morgen einfach mal zum Plausch vorbei gekommen ist.
Für ihre Verdienste um ihre Mitmenschen ist sie jetzt mit dem Preis für bürgerschaftliche Selbsthilfe ausgezeichnet worden. "Darauf bin ich sehr stolz", sagt Falkenstein, die sich ansonsten lieber im Hintergrund hält.
Aber dieser Empfang beim Oberbürgermeister im Rathaus, sagt sie, der hätte schon etwas gehabt. Und deshalb darf auch Maria gerne einen Blick auf die Urkunde werfen.
Die staunt und sagt: "Die hast du auch verdient." Und dann ist da auch noch das Geld. "Die 500 Euro, die ich bekommen habe, können wir hier bei der Caritas gut gebrauchen", sagt Ingrid Falkenstein.
Ihre "Freizeit", die eigentlich keine mehr ist, widmet die Fischelnerin voll und ganz ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Ob es um Weihnachts- und Geburtstagsbesuche bei älteren Mitbürgern, Ausflüge mit Bewohnern des Saassenhofs geht.
Sie hat ein offenes Ohr für jeden, der anruft oder an ihre Tür klopft. "Eigentlich bewege ich mich nur zwischen Kirchturm, Pfarrbüro und meiner Wohnung hier um die Ecke", sagt die ehemalige Sekretärin des Amtsgerichts Uerdingen.
Ihr Mann Engelbert sage manchmal schon, er komme zu kurz. "Aber nur im Scherz." Schließlich habe sie am Wochenende frei - meistens. "Ich habe auch noch in meiner Familie Betreuungsfälle. Vielleicht engagiere ich mich deshalb auch so für andere."
Dann zeigt sie auf einen Zettel vor sich, mit einem Zitat: "Glücklich ist einer, der bereit ist, Zeit zu verschenken, auch wenn er keine hat." (Adalbert Ludwig Balling). "Das ist auch mein Motto", betont Falkenstein und man glaubt es ihr sofort.
An der Tür klingelt es erneut. Ein älterer Herr fragt, wo er Frau Falkenstein finde. Die bietet ihm erst ein Stück Schokolade an und wird dann energisch. "Sie sind doch mit dem Fahrrad unterwegs und haben gar keine Handschuhe an. Bei der Kälte. Warten Sie mal."
Für den Besucher gibt’s prompt ein Paar neue Handschuhe, die er dankend annimmt. "Wir haben manchmal Kleidung hier, die wir weitergeben dürfen. Darüber bin ich sehr froh."
Falkenstein wird nachdenklich. Fischeln sei ja ein eher wohlhabender Stadtteil. "Aber die Zahl der Bedürftigen hat auf jeden Fall zugenommen." Auch um sie kümmert sie sich. "Viele kommen, weil sie einfach mal reden wollen."
Bei so viel Einsatz, bleibt das Privatleben da nicht oft auf der Strecke? "Ich habe ein tolles Team, das mir hilft. Und wie gesagt: Die Wochenenden sind ja meistens frei."
Und wenn sie selbst mal Sorgen hat? "Ich bin ein positiver Mensch. Wenn ich abschalten muss, kümmere ich mich um meinen Garten. Den Punkt, an dem ich ans Aufhören gedacht habe, gab’s noch nie."