Überlandleitung: Ein Koloss wächst in die Höhe
Der Bau ist umstritten. Doch wie wird eigentlich ein Mast montiert? Die WZ hat sich auf der Baustelle umgeschaut.
Krefeld. Schuss für Schuss, Teil für Teil wächst der Koloss in die Höhe. Höchstspannung am Rande der Stadt. Schuss Nummer vier, so die offizielle Bezeichnung für ein über drei Tonnen schweres Bauteil des bis über 70 Meter hohen neuen Strommastes, schwebt bis in eine Höhe von 40 Metern. Die WZ ist dabei, als der Mast Nummer 8 im Gewerbegebiet Am Südpark, westlich des Autohofs an der Oberschlesienstraße in die Höhe wächst. 380-Kilovolt-Spannung soll künftig durch die Freileitung — rund sieben Kilometern davon auf Krefelder Gebiet — fließen.
Der Schwerlastkran hievt das Teil scheinbar mühelos hoch zu den vier Monteuren, die es in Zentimeterarbeit auf dem bereits montierten Gerüst einrasten lassen. An den vier Kanten hängen putzig anmutende Körbchen. „Die sind gar nicht putzig“, meint Amprion-Pressesprecher Andreas Preuß (53), „da sind die Schrauben drin, die die Monteure oben zum Verankern brauchen.“ Freileitungsmonteur Sebastian Mothes (32) aus Weißenfels (Sachsen-Anhalt) füllt die „Körbchen“ mit den daumendicken Schrauben.
„Unter normalen Bedingungen“, so Amprion-Bauleiter Christoph Pauls (51) aus Meerbusch, sei der Mast an einem Tag fertig montiert. Aber das Wetter könne dabei einen Strich durch die Rechnung machen. „Wind und Kälte sind Gift für unsere Arbeit“ sagt der Elektrotechniker, der an der Mosel groß geworden ist. Die derzeit sengende Hitze hingegen sei kein Problem. „Wir fangen dann morgens früher, so um sechs Uhr an und machen eher Feierabend.“
Aufwendiger als die spektakuläre Montage seien aber die Vorarbeiten. Rund einen Monat dauert es, bis der Beton des 120 Quadratmeter großen und zweieinhalb Meter tiefen Fundaments ausgehärtet ist. Die rund zehn Monteure und Techniker sind anschließend etwa vier Tage mit der Vormontage der „Schüsse“ beschäftigt. 32 Tonnen Stahl werden verbaut sein, wenn der Mast seine Planhöhe von 70,10 Meter erreicht hat.
Pauls, der sich lächelnd als Fan von Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen zu erkennen gibt, ist zufrieden mit dem Baufortschritt. Hightech ist bei der Montage nicht im Einsatz. „Die Monteure oben im Mast verständigen sich mit dem Kranführer per Handzeichen. Das klappt in der Regel.“ Wenn nicht, dann kommt das Walkietalkie zum Einsatz.
Andreas Preuß schaut hinüber zum nördlich gelegenen Stahlwerk. Noch fünf Masten sind es bis zum ersten Etappenziel auf Krefelder Gebiet. Von dort geht es Richtung St. Tönis. Am Mörterhof, kurz vor der St. Töniser Straße, wird dann der Mast Nummer 23 stehen. Amprion rechnet damit, im November Vollzug melden zu können.
Auf dem Weg dahin, mit Mast 17, wird Amprion auf das Gelände des Kleingartenvereins Tackheide vordringen. Vorgesehen ist das für September.