Unterstützung Hülser engagieren sich mit Herzblut für Flüchtlinge
Für die 150 Zuwanderer gibt es zahlreiche Betreuungsangebote. Die Polizei bewertet die Lage als unauffällig.
Krefeld. Hüls macht mobil. Rund 100 ehrenamtliche Lehrer, Helfer und Betreuer kümmern sich um die 150 Neubürger, die seit dem 21. Januar am Hülser Reepenweg vorübergehend eine neue Heimat gefunden haben. Über die ersten Erfahrungen und Projekte berichtet Christa von Danwitz, die als Mitglied des Flüchtlingsrates zur vierköpfigen Koordinierungsgruppe in Hüls gehört. „Viele der Menschen, die jetzt hier angekommen sind, haben zuvor schon mehrere Jahre in Flüchtlingslagern in der Türkei gelebt und sprechen deshalb gut Türkisch“, erklärt von Danwitz. Das erleichtere die Verständigung, bei der schon lange hier lebende Mitbürger mit türkischen Wurzeln sehr gute Vermittler sein könnten.
„Derzeit leben in der Halle am Reepenweg vorwiegend Syrer. Aber auch eine Familie aus China ist darunter, andere kommen aus Tibet und Afghanistan. 56 Kinder sind darunter, davon ein geistig behindertes Kind, drei Babys und fünf schwangere Frauen“, berichtet von Danwitz. Der älteste Bewohner sei 65 Jahre alt. Die meisten der Ankömmlinge seien von den Bürgerkriegswirren in Syrien schwer traumatisiert und hätten bereits vor der Ankunft in Hüls bis zu drei Monate anderswo in Erstaufnahmeunterkünften verbracht.
Die Bereitschaft zu helfen gehe quer durch die Bevölkerung in Hüls, sagt von Danwitz. Die beiden christlichen Kirchen seien dabei, Schulen, Sport- und andere Vereine. Derzeit laufen Anträge auf die erweiterten Führungszeugnisse, die die Ehrenamtler für ihre Tätigkeit vorlegen müssen. Aber bereits jetzt liefen erste Sportangebote.
In Vorbereitung seien zwei regelmäßige Treffpunkte nach dem Vorbild des Café Sarah, das die Bürgerinitiative Rund um St. Josef in der Innenstadt anbiete. In der ökumenischen Begegnungsstätte sollen solche Treffs Dienstag (Leuther Straße) und Donnerstag (Joeppen-Haus) von 15 bis 17 Uhr stattfinden. Start ist am kommenden Dienstag.
Zum Erfahrungsaustausch der Betreuer soll es künftig einmal im Monat (mittwochs) einen Stammtisch im Begegnungszentrum geben. Von Danwitz: „Jeder kann kommen. Auch Spenden können dort abgegeben werden.“ Derzeit werden Patenschaften vermittelt. Die Paten begleiten ihre Schützlinge aus der Halle bei Amts- oder Arztbesuchen, vermitteln ihnen Einkaufsmöglichkeiten, zeigen ihnen ihre zumindest zeitweilige Heimat und bringen ihnen Hülser Geschichte und Alltag nahe.
Besonders gefragt seien derzeit Sprachkurse. „Sie wollen alle so schnell und so gut wie möglich Deutsch lernen“, sagt von Danwitz und lächelt: „Sogar die Hausmeister in der Halle betätigen sich als Hilfs-Sprachlehrer und vermitteln neben ihrer Arbeit elementare Deutschkenntnisse.“
Mit einer Gruppe von Zuwanderern war von Danwitz in der Mediothek am Theaterplatz. Sie erhielten ein Sprach-Lehrbuch, das dort, finanziert von Sponsoren, erhältlich ist. „Sie setzen mit dieser außergewöhnlichen Hilfs- und Einsatzbereitschaft Maßstäbe für andere Stadtteile“, lobte Flüchtlingskoordinator Hansgeorg Rehbein das Engagement der Hülser. In der vergangenen Woche waren mehr als 100 ehrenamtliche Helfer zum Treffen mit Rehbein gekommen.