Politik Timo Kühn: „Ich kann gut auf Menschen zugehen“

Hüls · Timo Kühn (CDU) ist für zweieinhalb Jahre Bezirksvorsteher von Hüls – er hofft in dieser Zeit unter anderem auf eine Grundsatzentscheidung zum neuen Schwimmbad

Timo Kühn ist der neue Bezirksvorsteher von Hüls.

Foto: Andreas Bischof/Andreas Bischof Tel.+49(0)171285

Timo Kühn (38) bekennt es ganz offen: „Beim ersten Mal habe ich noch FDP gewählt.“ Der neue Bezirksvorsteher von Hüls stammt nach eigenem Bekunden aus einer liberalen Familie. Zur Jungen Union und zur CDU kam er erst über Jörg Minhorst, Sohn des damaligen Bezirksvorstehers von Hüls, Norbert Minhorst. Die ersten Einsätze in einem Wahlkampf hatte er dann am Stand des damaligen CDU-Landtagsabgeordneten Wilfried Schittges. Besonders aufgeregt war Timo Kühn dabei nicht: „Ich habe wenig Berührungsängste, kann gut auf Menschen zugehen.“

Kühn: „Da müssen wir in der Ortspolitik besser sein“

Den letzten Anstoß, selbst aktiv in die Kommunalpolitik einzusteigen, bekam er erst vor etwa 14 Jahren durch Ehefrau Daniela. Nachdem Kühn daheim mal wieder über etwas in der Kommune geschimpft hatte, das ihm nicht gefiel, sagte sie zu ihm: „Dann engagiere dich doch mal.“ Und so ist es auch gekommen. „Mitglied des Stadtrates zu werden, war gar nicht mein Ziel“, erinnert sich Kühn. „Ich wollte einfach nur mitdiskutieren können.“

Durch sein Engagement in der Lokalpolitik hat der Mann mit der markanten Brille lernen müssen, wie viele Jahre manche Dinge bis zur Umsetzung brauchen, wie viel Vorlauf zum Beispiel ein Bebauungsplan hat. Und gerade in dieser Phase, so seine Erfahrung, bekomme der Bürger vielfach gar nicht mit, dass er Einfluss nehmen kann. Wenn aber der Satzungsbeschluss einmal verabschiedet sei, dann sei es eigentlich schon viel zu spät, um noch Dinge ändern zu können. „Da müssen wir in der Ortspolitik besser sein“, fordert Kühn.

Im CDU-Vorstand habe man bereits diskutiert, wie man zum Beispiel junge Leute besser erreichen könne. Im Vorfeld der Kommunalwahl habe er als Vorsitzender der CDU in Hüls schon Dinge wie Videos zu 14 bis 16 Themen erfolgreich ausprobiert, die auf YouTube zu finden sind. Und auch auf Facebook ist der Ratsherr seit dem 11. November mit einer eigenen Seite präsent, berichtet dort zum Beispiel von seiner Kranzniederlegung am Volkstrauertag oder darüber, dass die Sitzung der Bezirksvertretung vor Weihnachten wegen der Corona-Gefahr abgesagt worden ist. Über eine separate Homepage, die derzeit vorbereitet wird, sollen Interessierte zudem erfahren können, welche Beschlüsse es eigentlich zu den verschiedenen Themen gegeben hat, kündigt der Bezirksvorsteher an.

„Tempo 30 sollte möglichst durchgängig sein“

Zweieinhalb Jahre wird er dieses Amt bekleiden, danach von Thorsten Hansen (Grüne) abgelöst. So ist es vereinbart. Ein Problem kann Kühn darin nicht erkennen. Mit Hansen verstehe er sich menschlich sehr gut, die Gespräche mit den Grünen nach der Kommunalwahl seien ebenfalls gut verlaufen. Man sei auch jetzt im stetigen Austausch. „Wir wollen die Dinge gemeinsam angehen“, betont der CDU-Politiker.

Und dann zählt er auf, was man inhaltlich alles anpacken will. Angefangen von der Beseitigung des bisherigen „Flickenteppichs“ bei der Temporeduzierung in Hüls. „Tempo 30 sollte möglichst durchgängig sein“, sagt Kühn. Hier müsse man einen Mix hinbekommen. Die Außengastronomie auf dem Hülser Markt solle durch eine Abpollerung gestärkt werden, die Spielplätze im Ort brauchten vielfach eine Sanierung. Der Kommunalbetrieb Krefeld (KBK) habe ältere Spielgeräte teils schon abgebaut.

Erste Gespräche mit den Stadtwerken habe es zum Ausbau der E-Mobilität in Hüls gegeben. Ein Carsharing-Angebot, so Kühns Hoffnung, könne man in ein bis zwei Jahren hinbekommen. Auch eine Ladesäule für zwei Pkw gehöre dann dazu. Eine Cruiser-Station der SWK könne es in drei bis vier Jahren in Hüls geben.

Barrierefreiheit für Saal und Trauzimmer im ersten Stock

E-Ladesäulen wird es auch auf dem neuen Kirmesplatz nach der Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts geben. Die Arbeiten waren schon mehrfach verschoben worden. Bisher hat Kühn nichts davon gehört, dass der vom KBK zuletzt genannte Start-Termin der Sanierung im kommenden Frühjahr noch einmal platzen könnte. Geklärt werden müsse, ob die schon 2015 im Haushalt der Stadt bereitgestellten 800 000 Euro noch ausreichen.

50 000 Euro stehen seit zwei Jahren im Haushalt für Pflege- und Sanierungsarbeiten am Hülser Rathaus bereit. „Diese sollten jetzt auch umgesetzt werden.“ Mittel- bis langfristig müsse es das Ziel sein, eine Barrierefreiheit für Saal und Trauzimmer im ersten Stock hinzubekommen. Auf jeden Fall müsse der Verwaltungsstandort erhalten bleiben.

Eher mittelfristig kann aus Sicht von Kühn das neue Hülser Freibad Wirklichkeit werden. Er mahnt zu einem realistischen Blick: „Wir müssen zunächst Planrecht schaffen. Das dauert zwei bis drei Jahre.“ Mit anschließender Ausschreibung und folgenden Bauarbeiten seien bis zu sechs Jahre schnell rum, ehe tatsächlich geschwommen werden kann. „Das alles wird uns noch einige Jahre begleiten“, glaubt Kühn. Er hoffe aber auf eine Grundsatzentscheidung schon in seiner Zeit als Bezirksvorsteher.

Zu den Uralt-Ideen in Hüls, die immer mal wieder neu angepackt und dann verworfen werden, gehört die Verlängerung der Straßenbahnlinie 044 ins Zentrum von Hüls. Das Projekt soll jetzt wieder in den Nahverkehrsplan 2021 aufgenommen werden, es sind auch reichlich Fördergelder vorhanden. Was auch notwendig ist: Eine Investition im zweistelligen Millionenbereich sei hier zu leisten, die Förderrichtlinien reichten bis 2032 – rasche Erfolge erwartet Kühn nicht.

Schon jetzt müsse man daher durch eine Taktverkürzung bei Bahnen und Bussen sowie zusätzliche Angebote wie Cruiser und Carsharing ÖPNV-Verbesserungen für die Hülser erreichen.