Lesehelden suchen nach verstecktem Schatz
Der Borromäusverein will Jungen vermitteln, dass Bücher cool sind. Ein Polizeihauptkommissar hilft dabei.
Hüls. Kleine Jungs sind ganz wild auf Abenteuer und wer erlebt die meisten Abenteuer? Ganz klar, ein Held. In Hüls verwandelten sich seit Mitte März zwölf Jungen nur allzu gern in Lesehelden. Vier Aktionen der Katholischen Bücherei entführten die Bücherhelden aus der 1. und 2. Klasse des Offenen Ganztags der Astrid-Lindgren-Grundschule immer montags in fantasiereiche Lesewelten.
Das Projekt „Leseheld“ ist ein Leseförderprojekt speziell für Jungen, das Bundesbildungsministerium und Borromäusverein gemeinsam durchführen. „Der Borromäusverein ist unser Mutterbetrieb“, erklärt Bücherei-Leiterin Annemarie Gommans, die bei ihrer Arbeit einen Schwerpunkt auf Leseförderung legt.
Die kleine katholische Bücherei in Hüls ist die erste Krefelder Bücherei, die sich an der landesweiten Aktion beteiligt. Mitarbeiterin Vera Gossen absolvierte extra eine Schulung in Bonn und stellte den Kontakt zu Susanne Wolber, der Koordinatorin des Offenen Ganztags, her. Dann fehlte nur noch ein männlicher Vorleser als Identifikationsfigur. „Er sollte die Kinder kennen und ihnen vermitteln, dass Lesen auch bei Männern total cool ist“, sagt die 48-Jährige.
In der Person von Polizeihauptkommissar Oliver Nordholt hat sie das perfekte Lesevorbild gefunden. „Ich kenne die Kinder schon aus dem Kindergarten“, sagt Nordholt. „Viele wollen sogar Polizist werden.“
Jetzt will das wilde Dutzend erst einmal lesen wie das große Vorbild. Die spannenden Themen Polizei, Detektivarbeit und Spurensuche begleiteten die Sechs- bis Achtjährigen bei den bisherigen spielerischen Vorlesestunden in der Bücherei und auf der Polizeiwache.
Doch bei ihrem letzten Treffen hat ein Entführer die Bücherkiste gestohlen und einen Erpresserbrief hinterlassen. „Sollen wir die Polizei rufen?“, schlägt Nordholt vor. Aber die Lesehelden kümmern sich selber um das Problem und machen sich in der Bücherei auf die Suche nach den versteckten Schätzen.
Ob die Aktion der Bücherei künftig mehr lesende Jungen beschert, werde sich mit der Zeit zeigen, meint Vera Gossen. Zumindest Simon (6) und Silas (7) lesen „immer gerne“ und Justin (7) will jetzt seine Eltern fragen, ob sie nicht mal mit ihm in die Bücherei gehen können. Vera Gossen möchte die Aktion nach den Osterferien noch einmal starten und im nächsten Halbjahr mit einem anderen lokalen Partner wiederholen. „Vielleicht mit einem Sportverein“, sagt sie. „Dann müssen wir aber erst einen lesenden Fußballtrainer finden.“