Pfarrer Beckers: Auf dem Rad durch Europa
Pfarrer Hans Beckers ist stets zwei Wochen seines Jahresurlaubs auf Fahrradtour. Dabei ist er spartanisch ausgerüstet.
Krefeld. Kaum zu glauben: Der flotte Radler, der da vor dem schiefen Turm von Pisa posiert, sorgt gewöhnlich für das Seelenheil seiner Traarer "Schäfchen". Die Fotogalerie von Pfarrer Hans Beckers mutet an wie eine Abenteuerreise quer durch Europa: Rom, Pisa, Paris, Edinburgh, Santiago di Compostela. Eine Reise übrigens, die lediglich mit einer Mannesstärke bewältigt wird. Denn Beckers schwört auf seinen treuen Drahtesel.
Seit vier Jahren reserviert der nun 71-Jährige jeweils etwa zwei Wochen seines Jahresurlaubs für eine Fahrradtour der besonderen Art. Von Traar aus macht er sich dann auf in die weite Welt, das erste Mal - wie könnte es anders sein - nach Rom. Dabei war es nicht mal der Vatikan, der ihn nach Italien gelockt hat. "Ich wollte erleben, wie vom Kapitol aus das riesige Römerreich bis hin nach Xanten regiert werden konnte. Das war eine unglaubliche logistische Leistung."
Statt hoch zu Ross die enorme Strecke in Angriff zu nehmen, schwingt sich Beckers eben auf seinen Drahtesel. Ähnlich spartanisch ausgerüstet wie die alten Römer. "Weniger geht fast nicht", bestätigt er lachend. Dafür gehören eben Rei in der Tube und eine Wäscheleine zu seinem Standardgepäck.
Ob er in seinem fortgeschrittenen Alter eine solche Mammuttour noch bewältigen kann, diese Frage hat ihn beim ersten Mal schon bewegt. "Aber nachdem das so gut geklappt hat ...", ist er die folgenden Jahre halt gleich weitergeradelt. Immerhin ist der Pfarrer in seinen Urlauben schon immer sportlich aktiv gewesen, ob mit dem Rucksack auf den höchsten Bergen Europas oder mit dem Segelboot im Mittelmeer. Und eine Affinität zum Fahrrad hat er als gebürtiger Niederrheiner (Heinsberg) sowieso bereits gehabt. "Ich will nicht sagen, dass ich auf dem Rad geboren wurde", erklärt er augenzwinkernd. Aber schon der kilometerlange Schulweg wurde auf zwei Rädern absolviert.
Etwas moderner ist die Ausstattung heute schon geworden. "Das ist ein amerikanisches Faltrad", sagt Beckers stolz. Mit kleinen Handgriffen kann er aus dem Mountainbike ein handliches Gepäckstück machen, ideal für den Rückweg per Bahn oder Flugzeug. Ein erstes Mal hat er es dieses Jahr umgekehrt gehalten, er radelte von Edinburgh zurück gen Traar. "Der Linksverkehr hat schon besondere Aufmerksamkeit gefordert", berichtet er. Und beinahe hätte er zum ersten Mal keine Unterkunft gehabt. Dabei hatte Beckers ganz gegen seine Gewohnheit ein Zimmer vorbestellt, nur das Hotel war zur späten Stunde bereits geschlossen. Dank eines hilfreichen Schotten konnte er dann doch noch sein müdes Haupt betten.
Gerade diese vermeintlich kleinen Erlebnisse, so scheint es, bewegen den Pastor auf seinen Reisen: Das erfrischende Bad im Lago Maggiore etwa nach einem anstrengenden Tag oder das schnelle Vorankommen auf den Busspuren von Paris, während die Autos nur schleichen können. Und so scheint sicher, das wird nicht die letzte Tour gewesen zu sein.
Im November wird Beckers seine Pfarrstelle in Traar zur Neugründung der Großgemeinde St.Christophorus aufgeben. Wie berichtet, wird der 71-Jährige nach Hinsbeck ziehen und priesterliche Aufgaben in einem Altenheim und als Subsidiar in Hinsbeck und Lobberich übernehmen.