Vanille im Hörnchen – wie vor 50 Jahren
Das Eiscafé von Giovanni Pieruz wird heute von Tochter Monica und Schwiegersohn Stefano Di Fanti betrieben.
Düsseldorf. Vanille, Schokolade, Erdbeer, Zitrone und Nuss - mit diesen Sorten hat das Eiscafé Pieruz vor 50 Jahren in Hüls angefangen. Heute gibt es in der Eisdiele an der Krefelder Straße über 30 Geschmacksrichtungen.
Auf der Suche nach der passenden Lokalität für sein Eisgeschäft besuchte Giovanni Pieruz Ende der 50er Jahre verschiedene Ortschaften rund um Krefeld. In Hüls kaufte er sich an der Krefelder Straße eine Packung Zigaretten, kam mit dem Geschäftsinhaber ins Gespräch und fand auf der gegenüberliegenden Straßenseite das richtige Haus zur Gründung seines Familienbetriebs.
Die Familie Pieruz stammt aus der traditionellen Eisregion in Italien, aus der Nähe von Cortina, und eröffnete bereits 1930 einen Eis-Salon in Florenz. Sohn Giovanni aber suchte sein Glück in Deutschland und fand es in Kempen und Hüls.
In Kempen am Buttermarkt arbeitete zu dieser Zeit Delia in einer Eisdiele. Giovanni und sie wurden ein Paar. Der Verlobte musste sich aber zunächst bewähren und eröffnete 1959 allein sein Eiscafe in Hüls. Nach der Hochzeit arbeitete Delia ab 1961 auch mit an der Krefelder Straße.
Amarena-Becher, Cassatta und große Fruchtbecher gingen vor 50 Jahren am meisten über die Theke. In großen Keramikgefäßen wurde das Eis aufbewahrt. "An zehn Tischen mit roten und grünen Stühlen passend zur italienischen Flagge konnten die Gäste damals Platz nehmen", erinnert sich Monica Di Fanti (geborene Pieruz) an ihre Kindheit. Die Tradition des Eiscafés zeigen alte Fotos, die die Familie im Salon aufgehängt hat.
Gut im Gedächtnis geblieben ist ihr ein Kunde, der vor 25 Jahren regelmäßig kam und zweimal hintereinander zehn Kugeln Eis vertilgte. Heute kennt sie solche Riesenportionen nur noch von Wetten oder Jubiläen. "Manche Firmen bestellen zu Geburtstagen Eis. Das sind dann schon mal 60 Becher", erzählt die 45-jährige.
Nach mehreren Umbauten bietet das Café heute Platz für 45 Personen, ferner gibt es draußen Tische. Die Karte umfasst eine riesige Auswahl an Milch- und Fruchteisbechern. Zum Jubiläum bietet die Familie als kleines Dankeschön für die Kunden jeden Monat drei Aktionsangebote. Im Juni natürlich den Erdbeer-Becher, einen Banana Split und für Kinder ein Pinocchio-Eis.
Vor zwölf Jahren hat Tochter Monica das Geschäft mit ihrem Mann Stefano von den Eltern übernommen. Von Mitte Februar bis etwa Mitte Oktober bietet die Eisdiele an sieben Tagen in der Woche von 9.30 Uhr bis etwa 22.30 Uhr eiskaltes Schleckvergnügen. Dafür steht Stefano Di Fanti schon früh in der kleinen Küche hinter der Eistheke. "Wir bereiten alles frisch zu und verwenden nur natürliche Zutaten", sagt er ein wenig stolz.
Auch Gabriele Pieruz arbeitet im Geschäft mit. Der 21-Jährige Sohn der Inhaberin hilft immer wieder aus, studiert aber eigentlich in Venedig Wirtschaftswissenschaften. Die Tochter geht noch in Italien zur Schule. Der Nachwuchs wird langsam auf die Übernahme des Traditionsbetriebes vorbereitet.
Die neue Theke hat das Eiscafé näher an die Straße gebracht. Da gönnen sich manche schon morgens eine kalte Belohnung. "Eine Kugel Vanille im Hörnchen", wünscht ein Stammkunde. Die hätte er auch vor 50 Jahren schon bestellen können.