Wenn die sieben Glocken läuten, ist Neujahr in Hüls
Zum Jahreswechsel bietet der Kirchturm einen ganz besonders schönen Ausblick auf die Stadt.
Krefeld-Hüls. Ein Papst gab unserem letzten Tag im Jahr seinen Namen, aber trotzdem spielen in der katholischen Liturgie weder Silvester noch Neujahr eine Rolle. „Offiziell ist man im Weihnachtsoktav und dessen Abschluss ist das Hochfest der Gottesmutter Maria am Neujahrstag“, erklärt Paul Jansen, Pfarrer von St. Cyriakus, und zeigt im roten Büchlein, dem „Direktorium des Bistums Aachen 2013“, dass dies ein „gebotener“ Feiertag ist.
Das heißt, für den Katholiken besteht die Pflicht, an diesem Tag zum Gottesdienst zu gehen. „Von Papst Silvester I. wissen wir im Grunde nichts“, so Jansen, „auch nicht warum er gerade zum Namenspatron für den letzten Tag im Jahr wurde“.
Nicht einmal ein Heiligenfest wurde für Silvester am 31. Dezember festgelegt und zu seinen Lebzeiten, das war die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts, war der 31. Dezember auch gar nicht der letzte Tag im Jahr. Erst 1582 wurde in einer Päpstlichen Bulle der Gregorianische Kalender verordnet und sehr zögerlich über Jahrhunderte hinweg umgesetzt. Damit hatte der Vatikan auch den Jahresbeginn am 1. Januar zum Ende des Weihnachtsoktavs festgelegt. Das biblische Geschehen in diesen acht Weihnachtstagen kann man in St. Cyriakus ganz kompakt in der Predella des Josefsaltars aus dem Jahr 1890 sehen. In dem Unterbau des Altarschreins erzählen die Figurengruppen die Ereignisse in Bethlehem. Seit drei Jahren erstrahlen sie auch wieder in alter Farbenpracht.
Zuvor hatte ein Restaurator sechs Jahre lang gearbeitet, um die graue Schicht eines Holzwurmmittels wieder zu entfernen. Dass der Jahreswechsel für die katholische Kirche keine Rolle spielt, will Pfarrer Jansen nicht so einfach hinnehmen.
Seit rund zwanzig Jahren lässt er in der ersten Viertelstunde des Neujahrstags sieben Glocken von St. Cyriakus läuten. Nur eine kleine, unschön klingende Glocke darf bei dem luftigen Neujahrskonzert nicht mitspielen. Zu dieser Gelegenheit kann man nach vorheriger Anmeldung auf den illuminierten Glockenturm steigen und mit dem Vibrieren unter den Füßen sowie einem leichten, aber ungefährlichen Schwanken des Turms das neue Jahr begrüßen — Fernblicke auf das nächtliche Krefeld inklusive.
Ein Absteigen während des Läutens ist nicht möglich, denn durch eine Glockenstube, in der die PfarrerPfarrersieben Glocken läuten, sollte man nicht gehen.