1944 — und plötzlich stand der Vater vor der Tür

Noch heute erinnert sich Gottfried Elfes an einen Heiligen Abend, an dem die ganze Familie trotz des Krieges zusammenfand.

Nord. Gottfried Elfes — er wohnte damals mit seiner Mutter in einem Behelfsheim auf dem Wilmendyk — erinnert sich noch sehr genau an das Weihnachtsfest im Jahr 1944. Er erzählt: Es war bitterkalt. Es gab nichts zu kaufen. Mutter hatte, wie sie es geschafft hat weiß ich nicht, Plätzchen gebacken. Vater war im Krieg. Der Heilige Abend brach an. Plötzlich stand Vater vor der Tür, er hatte kurzfristig Urlaub erhalten und es auf Umwegen und mit viel Glück geschafft, noch rechtzeitig bei Frau und Kind zu sein.

Doch wir hatten keinen Weihnachtsbaum. Vater sagte: „Der Junge bekommt einen Weihnachtsbaum!“ Er verschwand und stand wenig später mit einer wunderschönen Edeltanne vor der Türe. So einen schönen Baum hätten wir uns niemals leisten können. Auch dann nicht, wenn es überhaupt Weihnachtsbäume zu kaufen gegeben hätte.

Eine Freundin meiner Eltern, die gerade bei uns war, sah den Baum und weinte. Sie hatte für ihren Sohn keinen Weihnachtsbaum erwischen können, denn auch sein Vater war im Krieg und nicht rechtzeitig nach Hause gekommen. Vater sagte nur: „Was, Horst hat auch keinen Weihnachtsbaum?“ Er verschwand erneut und so bekam auch Horst einen Weihnachtsbaum.

Wir feierten ein wunderschönes Weihnachtsfest auch ohne Geschenke. Hauptsache wir waren zusammen. Von Oma, Opa, Tante Christel und Tante Elli bekam ich eine große Lokomotive aus Holz. Ein junger Mann aus dem Vorderhaus, der auch zu Weihnachten Urlaub vom Militär erhalten hatte, hatte sie aus einem Holzstamm gedrechselt. Für einen Anhänger hatte das Holz und die Zeit nicht mehr gereicht.

Ich war trotzdem glücklich. Das war Weihnachten 1944. Nun bin ich ein alter Mann von 73 Jahren, doch das Weihnachtsfest habe ich nie vergessen. Übrigens hatte Vater die Weihnachtsbäume in einer Schonkultur der Stadt Krefeld abgesägt und gestohlen. Wäre er erwischt worden, hätte er eine schwere Strafe bekommen. Red