Modelleisenbahn-Club: Malerische Miniaturwelten hinter Stahlbeton
Krefeld. Gemächlich schiebt sich die Eisenbahn über den alten Viadukt. Auf der linken Seite breitet sich ein schier endloser Teppich von Weinreben und Wäldern aus. Eine malerische Kulisse, in der die Eisenbahn langsam in einem Tunnel verschwindet.
Diese Idylle findet man versteckt in Krefeld, tief im Bunker an der Inrather Straße 160 — es ist eine Modellstrecke des Krefelder Modelleisenbahn-Clubs. Die rund 25 Meter lange Strecke konnten Interessierte am Sonntag beim Tag der offenen Tür bewundern.
„Wir haben viel zu wenige Mitglieder, und uns fehlt es an Nachwuchs“, sagt Vorsitzender Hans Peter Domels traurig, denn Modelleisenbahnen seien ein seltenes und teures Hobby geworden.
Der 1963 gegründete Club hat heute nur noch 15 Mitglieder, aber diese sind mit vollem Eifer dabei: Das 25 Meter lange Modell zeigt die Moselstrecke zwischen dem Prinzenkopftunnel und dem Reilerhalstunnel am Bahnhof Pünderich. Das Hauptmotiv der Anlage ist die sogenannte Pündericher Galerie, ein Hangviadukt mit gut 50 Bögen, die unter Eisenbahnfreunden als beliebtes Fotomotiv bekannt ist: „Unser Modell soll in den 60er Jahren spielen. Wir sind mit der ersten Hälfte der Strecke bereits fertig, dafür haben wir rund drei bis vier Jahre gebraucht“, erklärt Domels.
Aus einem Holzgestell und Fliegendraht entstand der Boden der Landschaft, und in mühevoller Handarbeit wurden rund 10 000 Weinreben einzeln hergestellt und platziert. Dabei ist den Modellbauern wichtig, so detailgetreu wie möglich zu sein: „Man braucht viel Liebe zum Detail, Engagement und Geduld für das Hobby“, sagt der Vorsitzende. Aber deswegen ist auch für jedes Interesse etwas dabei, ob beim Landschaftsbau, der Elektronik oder der Mechanik.
Auf der anderen Seite der Clubräume soll bald eine Modellstrecke des Krefelder Hauptbahnhofs vom Bahnbetriebswerk bis zum Hansa-Centrum entstehen. Ein Modell des Bahnhofsgebäudes haben die Hobbybastler schon: „Das Modell hat ein ehemaliges Mitglied erstanden. Das werden wir gut für die Strecke nutzen können“, sagt Domels, während die Eisenbahnen über die Gleise huschen. Mit großen Augen schaut der dreijährige Henk den Loks hinterher: „Bei seinem Opa spielt er immer mit der Eisenbahn, und nun wünscht er sich eine Dampflok zu Weihnachten“, erzählt sein Vater Reiner van Aerßen. Die Resonanz des Tages der offenen Tür stimmt den Vorsitzenden positiv, denn einige Besucher haben ihr Interesse bekundet.