Viktoria Krefeld Wenn Kicken Nationen verbindet - Flüchtlinge auf dem Fußballplatz
Viktoria Krefelds dritte Mannschaft besteht in dieser Saison zum Großteil aus Geflüchteten — und will aufsteigen.
Inrath. Fußball verbindet. Diese Erfahrung machen derzeit die Spieler der dritten Mannschaft von Viktoria Krefeld. Seit dem Sommer stehen hier größtenteils Flüchtlinge auf dem Platz. In einer ähnlichen Konstellation spielten sie bereits im vergangenen Jahr bei Anadolu Türkspor zusammen, ehe man sich vor einigen Wochen mit der Vereinsführung von Viktoria auf eine neue Kooperation einigte: In der kommenden Saison geht die Mannschaft unter der Leitung von Trainer Hafiz Al-Fartwsi, der auch Drahtzieher des Projekts ist, in der Kreisklasse C an den Start.
Der hauptberufliche Zahnarzt ist im Krefelder Vereinsfußball kein Unbekannter. In der Vergangenheit trainierte er bereits Mannschaften beim KFC Uerdingen und bei Preußen Krefeld.
Mourad Miri ist in Deutschland geboren
Im vergangenen Jahr widmete sich Al-Fartwsi mit der Betreuung der aus Flüchtlingen bestehenden Mannschaft einer neuen Aufgabe. „Vielen Spielern fehlte es nach der Ankunft an grundlegenden Dingen“, sagt Al-Fartwsi. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Sponsoren habe man allerdings Fußballschuhe und weiteres beschaffen können. „Mittlerweile sind viele mitten in einer Ausbildung und verfolgen intensiv ihre Sprachkurse“, erzählt der Trainer. Somit sei der Fußball auch Ausgleich und Entlastung zum Alltag, so Al-Fartwsi.
Für Ahmad Mansour ist der Fußball von besonderer Bedeutung. Im Libanon spielte Mansour noch erstklassig, nun müsse er sich zunächst an den anderen Spielstil gewöhnen, erzählt er. Generell stehe er noch vor der Aufgabe, mit den neuen Gegebenheiten vertraut zu werden. Dabei wollen ihm seine Teamkollegen behilflich sein. Mourad Miris Eltern kamen in den 1970er-Jahren nach Deutschland, er selbst ist in Bayern geboren. Nun möchte er dabei mitwirken, dass sich die neuen Teammitglieder trotz aller Umstände in Krefeld heimisch fühlen. „Ist man Teil einer Mannschaft, so ist man auch Bestandteil der Gesellschaft“, findet Miri. „Wir können alle gegenseitig etwas voneinander lernen.“
Denn beim Fußball seien die Nationalitäten völlig zweitrangig. Dieser Ansicht ist auch Abdel Hinan Huro, der selbst vor elf Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam. „Hier spielen Türken, Kurden, Syrer und Menschen anderer Nationalitäten problemlos zusammen Fußball“, schildert er. „Wir wollen auch den anderen Leuten beweisen, wie gut das funktionieren kann.“ Im Fußball sei kein Platz für Rassismus.
Aus sportlicher Sicht blicken sowohl Spieler als auch Trainer zuversichtlich auf die kommende Spielzeit. „Unser Ziel ist es, in diesem Jahr direkt aufzusteigen“, sagt Huro. Die vergangenen Freundschaftsspiele haben gezeigt, dass es sich dabei um eine realistische Ambition handelt. Bisher gewann die Mannschaft den Großteil ihrer Testspiele, etwa gegen die zweite Mannschaft von Teutonia St. Tönis. In der ersten Halbzeit lag das Team bereits klar vorne. „Obwohl wir in der zweiten Spielhälfte kräftig durchgewechselt haben, konnten wir 5:4 gewinnen“, freut sich Trainer Al-Fartwsi.