Inrather Berg Wie aus den Kriegstrümmern Krefelds höchste Erhebung wurde

Krefeld. Bei einer kleinen Umfrage zur höchsten Erhebung in Krefeld, zugegeben nicht repräsentativ, nannten zwei Drittel der Befragten den Hülser Berg. Je näher der Befragte am Inrath wohnte, umso häufiger wurde der Kapuzinerberg genannt.

Der Inrather Berg ist Krefelds höchste Erhebung.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Und nur ganz wenige wussten, dass Krefelds höchste Erhebung der Inrather Berg ist. Mit seinen 87 Metern über Meereshöhe überragt er den Kapuzinerberg um zehn Meter. Der Hülser Berg mit seinen 63 Metern ist der kleinste.

Die meisten Befragten hatten Recht mit der Behauptung, dass der Hülser Berg eine „natürliche“ Erhebung ist. Wodurch entstanden dann die beiden anderen auf Inrather Gebiet in der Nähe des Flünnertz- und des Sprudeldyk gelegenen Erhöhungen?

Rolf Hirschegger, seit 31 Jahren Vorsitzender des Inrather Bürgervereins, brachte es auf den Punkt: „Der Kapuzinerberg ist ein Wohlstandsberg, der Inrather Berg ist ein Trümmerberg.“ Denn der Kapuzinerberg ist eine ehemalige Müllhalde. Den Inrather Berg machte der Zweite Weltkrieg zur höchsten Erhebung. Der erste Verwaltungsbericht nach dem Zweiten Weltkrieg, nur 28 Seiten stark und die Jahre 1945 bis 1949 umfassend, erläutert die Hintergründe.

„Durch den Bombenangriff am 22. Juni 1943 und die Luftangriffe im Januar und Februar 1945 wurde die Krefelder Altstadt ein Trümmerhaufen.“ Der nachfolgende Bericht gibt an, dass 1945 die Trümmermenge auf 2,5 Millionen Kubikmeter geschätzt wurde. Bei der Räumung wurde 450 Notstandsarbeiter eingesetzt. Schon früh verlegte man im Stadtgebiet Schienen, auf denen Loren fahren konnten. Sie wurden oft per Hand angetrieben und endeten am Sprödentalplatz, der damals mehrere Meter tiefer lag. Er wurde mit dem Schutt auf das heutige Niveau angehoben. Der Lorenbetrieb wurde erst 1949 eingestellt.

Aber die Menge Bauschutt hatte schon früh eine andere Lösung gefordert. So begründete das damalige Trümmeramt, welches erst in den 50er-Jahren aufgelöst wurde, die Ablagerung am Flünnertzdyk/Sprudeldyk. Lastwagen brachten den Schutt, der zum Teil wiederverwertet wurde. 1949 hatte man am Flünnertzdyk eine „Steinbrecher- und Trümmeraufbereitungsanlage“ errichtet.

Sie stellte Splitt aus Trümmerschutt her. Dieser Splitt wurde für Wohnhäuser verwandt, die in Schüttbauweise errichtet wurden. Ein Beispiel sind die Häuserzeilen der 1952 bebauten Pastoriusstraße in Linn. Aber auch für den Straßenbau wurde der Splitt verwandt. Mitte der 50er-Jahre wurde das Werk geschlossen. Der Trümmerberg, der sehr schnell seitens der Nachbarschaft den Namen „Monte Klamotte“ bekam, erhielt eine Deckschicht und wurde begrünt. Man kann ihn von den kleinen Parkplätzen Ecke Langen Dyk/Flünnertzdyk und Plankerdyk besteigen. Eine Beschilderung sucht man vergeblich. Auf dem Berg haben sich, wie am Kapuzinerberg, die Montainbiker die schmalen Wege erobert.

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