Baupläne WZ-Mobil am Stadtwald: "Klotz zerstört den Charme"
Anwohner der Deußstraße sind nicht gegen einen Neubau, aber gegen die geplante Größe.
Krefeld. Die durch die WZ bekanntgewordenen Baupläne einer Bauherrengemeinschaft stoßen den Anwohnern in Kliedbruch stark auf. An der Ecke Deußstraße und Husarenallee sollen 16 neue Wohnungen und eine Tiefgarage in einem möglicherweise 45 mal 15 Meter großem Gebäude entstehen. Ein Bebauungsplan existiert für den Bereich nicht. Laut Stadt wird die Bauvoranfrage derzeit geprüft. Mehr als 40 Besucher am WZ-Mobil fürchten, dass das Gebäude das Flair des Viertel und des Stadtwaldes weiter zerstört.
„Ich habe grundsätzlich nichts gegen eine Bebauung, wenn sie ortsüblich ist“, sagt Gert Weichert als unmittelbarer Nachbar des Grundstücks. 16 geplante Wohneinheiten auf einer Fläche, auf der ansonsten nur eine oder zwei üblich seien, wäre zu viel. Eine Sichtweise, die Chris Worms, Mieter des Wärterhäuschens am Stadtwald-Eingang, Stefan Lebens, Barbara und Alf Zingel sowie Lale Reinermann teilen.
„Mit jeder Bausünde, die wir in Krefeld erlauben, programmieren wir die nächsten vor“, sagt Lebens. Als Beispiel nennt er die neue Bebauung Wilhelmshoferallee Ecke Kaiserstraße. Was zähle, sei nur noch die Rendite. Statt Häuser mit zwei Etagen und Walmdach entstünden immer mehr Riesenhäuser mit Penthouse obendrauf. Worms warnt vor der Tunnelbebauung, wenn gegenüber der Häuserzeile auf der Husarenallee aus den 70er-Jahren jetzt auf der anderen Seite ein weiterer Komplex entstehe.
Manfred Behnke besitzt drei Grundstücke in unmittelbarer Nähe. „Ich habe nichts gegen einen Neubau, aber die Dimension muss stimmen.“ Er fürchtet wie so viele andere, dass die Grundstücke an Wert verlieren, wenn sie immer einsichtiger werden und das Verkehrsaufkommen weiter anwächst. „Der Verkehr ist in den letzten Jahren spürbar mehr geworden“, sagt Zilly Stark. Jede Familie habe heutzutage zwei Autos, entsprechend nehme der Verkehr zu.
Detlef von Hofe vom Bürgerverein Kliedbruch spricht sich generell gegen weitere Verdichtung der Bebauung in dem Viertel aus. Er ist überzeugt: „ Man kann nicht früh genug anfangen, seine Meinung zu solchen Bauvorhaben kundzutun, um nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.“
Dieter Scholl ist gespannt, „wie stark sich der Widerstand an der Deußstraße entwickelt und ob es Überlegungen gibt, sich anwaltlich vertreten zu lassen“. Von der Substanz der Fragen würde sich das seiner Meinung nach lohnen. Er wie auch Worms kennen zahlreiche Beispiele, wo andere Architekten Bebauungen, die sich an hoher Rendite orientieren, abgelehnt hätten, um das Flair des Viertels nicht zu zerstören.
Ingrid Freiberger, Susanne Dahmen und Elisabeth Weisenseel wollen, dass der Stadtwald als grüne Lunge und der Zugang von der Moerser Straße aus so wie jetzt erhalten bleibt. Von dort aus kommend werde die Bebauung immer kleiner und es werde immer grüner. Sie sorgen sich um die großen, alten Bäume. „Beim Bau der geplanten Tiefgarage müsste das Grundwasser abgesenkt werden, zum Schaden der Bäume“, fürchtet Susanne Dahmen. Alle drei Frauen sind gegen die mögliche Fällung der Bäume auf dem Baugrundstück. „Ich möchte das nicht“, schließen sich mit eigener Stimme ihre Kinder Paula (7) und Max (9) der Mama an.
„Hier ist der Treff der Radwandergruppen, ohne Bäume und mit dem Klotz wäre der Charme dahin“, sagt Barbara Zingel. Es gäbe doch schon so viele hässliche Ecken in Krefeld. Karlo Weber versteht als Einziger die Aufregung nicht: „Keiner weiß etwas und trotzdem wird schon demonstriert.“