Alte Kirche: Krefeld war schon immer etwas schneller als andere Städte
Der Streit der Konfessionen ist schon vor 400 Jahren beigelegt worden. Grund zu feiern.
Krefeld. Der Streit der Konfessionen ist in Krefeld schon vor 400 Jahren beigelegt worden. "Seit damals wird in der Alten Kirche ununterbrochen evangelisch-reformierter Gottesdienst abgehalten", erklärt der Historiker Dr. Reinhard Feinendegen das Jubiläum. Am vergangenen Wochenende ist es festlich begangen worden. "Für mich als Katholiken ist das eine beglückende und hoffnungsvolle Erfahrung", zieht er als Bilanz aus der Geschichte.
Krefeld ist zur Zeit der Reformation eine winzige Insel im katholisch-kurkölnischen Territorium. 250 Menschen leben in der Stadt, die sich etwa 250 Meter von Nord nach Süd und etwa 220 Meter von Ost nach West erstreckt. 1560 tritt der Graf von Moers öffentlich zum reformierten Glauben über und erlässt eine neue Kirchenordnung, die auch für Krefeld gilt. An ihn erinnert noch heute das Standdenkmal auf dem Platz an der Alten Kirche.
Schon für die Zeit zwischen 1540 und 1545 sind aber immer wieder Auseinandersetzungen zwischen dem katholischen Pfarrer und dem Drosten bezeugt, einem vom Grafen von Moers eingesetzten Verwalter. So kommen evangelische Prediger in die Stadt. Der katholische Priester erhält mehrfach Predigtverbot.
Die Frau des Drosten droht daraufhin, die Statue des Heiligen Dionysius zu verbrennen. Kriegsknechte werden im Pfarrhof einquartiert, den sie kurzerhand plündern. Ostern 1545 muss der Pfarrer hinnehmen, dass nach der katholischen Messe ein reformierter Gottesdienst mit Abendmahl in deutscher Sprache abgehalten wird.
Mit dem Tod des katholischen Pfarrers 1564 ist die Reformation endgültig in Krefeld eingeführt gewesen, so die Einschätzung Feinendegens. "Ein Amt konnte nur noch bekleiden, wer evangelisch war", erläuterte er. Eine Praxis, die sich im Laufe der Jahrhunderte auch unter preußischer Herrschaft fortsetzt, während der überwiegende Teil der Bevölkerung katholisch ist.
Die Brüsseler Neutralitätserklärung von 1607, die Krefeld künftig von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Spanien und den Niederlanden ausnimmt, zementiert wiederum den reformierten Glauben. Katholiken, Mennoniten und Quäker werden jedoch in begrenztem Umfang geduldet, was zur späteren wirtschaftlichen Blüte der Stadt beiträgt. 1754 stellen die Katholiken ihr eigenes Gotteshaus fertig, das ist die Geburtsstunde der Dionysiuskirche.
Im Rückblick erläutert Pfarrer Volker Schran die baulichen Veränderungen an dem Kirchengebäude. Demnach stand an der Stelle des heutigen Altars ursprünglich eine winzige romanische Kapelle für den heiligen Dionysius aus dem 12. Jahrhundert. Der Turm des spätgotischen Baus überdauert die Jahrhunderte und muss erst 1951 infolge von Kriegsschäden abgebrochen werden. "Damit fiel das eigentliche Krefelder Wahrzeichen", kommentiert Schran. Besonders gefallen hat ihm der letzte Umbau von 1936: "Das ist mein Traumbild. Die Kirche war nicht umfriedet, sondern offen mit einem großen Treppeneingang für die Gemeinde."
Die gestrige Feier ist musikalisch begleitet worden von Professor Karlheinz Schüffler, der auf der um zwei Register erweiterten Vleugels-Orgel Werke von Bach, Guilmant, Rheinberger und Langlais spielte.