Insekten: Faszination der Sechsbeiner

Beim Tag der offenen Tür an der Marktstraße zeigt der Entomologische Verein seine Schätze.

Krefeld. Nicht wenige Lehrer sammelten früher Insekten und präparierten sie, um sie ihren Schülern zeigen zu können. Viele der so entstandenen Schaukästen sind mittlerweile Bestandteil der Insektensammlung der Stadt Krefeld. Nach Jahren drangvoller Enge am Brempter Hof in Uerdingen haben die Ausstellungsstücke nun eine neue Heimat an einer ehemaligen Grundschule gefunden. Beim Tag der offenen Tür an der Markstraße 159 konnten die Besucher sowohl einen Blick auf die sechsbeinigen Prachtexemplare als auch auf die Künstlerateliers werfen, die Einzug in das historische Gebäude gehalten haben.

"Wir zeigen hier exemplarische Tiere, die mit Samt und Seide zu tun haben", erklärt Heinz Schwan, Vorsitzender des entomologischen Vereins, die Auswahl von Seidenraupen, Puppen und Kokons in den Schaukästen. Aber auch exotische Schmetterlinge und bunte Käfer sind zu bewundern. 4000 verschiedene Käferarten seien am Niederrhein entdeckt worden, so Schwan. Die meisten sind jedoch so klein, dass der Laie sie niemals sieht.

Auch Thore Schmid (11) hat schon früh die Leidenschaft für Insekten ergriffen. Von der Ausstellung ist er begeistert. "Ich schaue mir am liebsten Käfer an. Sie glänzen so schön und haben so große Körper." Sein Vater und er melden Interesse an einer Nachtfalterexkursion an.

Tagfalterexperte und Vereinsmitglied Andreas Bäumler sorgt sich um die Zukunft der schillernden Geschöpfe. Um 1960 seien um Krefeld herum noch mehr als 50 Arten gezählt worden. Heute seien es mit den Wanderfaltern nur noch knapp 30 Arten. "Es ist schockierend, weil fast nichts mehr da ist", findet er. Dafür seien inzwischen Mittelmeerarten wie der Admiral heimisch geworden. Die Veränderungen über die Jahrzehnte hinweg möchte er an weiteren Schaukästen zeigen. Bis zum Jahresende soll außerdem eine Wanderausstellung entstehen, die an Schulen eingesetzt werden kann.

Kulturamtsleiter Jürgen Sauerland-Freer nimmt die Gelegenheit wahr, um einen Rundgang durch die Gebäude zu machen. "Es ist ein Kleinod geworden", freut er sich über den Komplex im Herzen von Krefeld. "Es steckt viel Eigenleistung der Künstler darin." Ein Mann der ersten Stunde ist Ulrich Helbig, der im Januar letzten Jahres in das Atelier an der Marktstraße eingezogen ist. Vom Fußbodenschleifen bis zum Flurstreichen reichte die Palette der anfallenden Tätigkeiten. Der lange Korridor kann nun als Ausstellungsfläche genutzt weren. Gerade fachsimpelt er mit Andreas Bäumler über Vor- und Nachteile von fotografischen und zeichnerischen Naturdarstellungen. Wie der Zufall so spielt, waren künstlerisch verfremdete Insekten schon früher Thema von Helbigs Bildern.