Märchenfest in der Grundschule: Ein Stadtteil wächst zusammen
Kooperation aus Grundschule Horkesgath, Caritas, Öku-Treff und Ehrenamtler will Anwohner vernetzen.
Krefeld-Schicksbaum. Emmas Kleid flattert im Wind, und die Sonne bringt die Strasssteine auf ihrem Krönchen zum Glitzern. „Ich seh’ aus wie eine Prinzessin“, erkennt die Neunjährige ganz richtig. Emma darf heute auf dem Märchenfest das Dornrösschen spielen. Zum 200. Geburtstag der Gebrüder Grimm haben die Grundschule Horkesgath, Caritas, der Öku-Treff sowie engagierte Eltern ein Märchenfest auf dem Horkesgath Schulhof veranstaltet.
An verschiedenen Ständen können die Kids rund um das Thema Märchen basteln, raten und rechnen. „Ich habe gerade eine Tasche in Herzform genäht“, erzählt die neunjährige Martha. Am Stand des tapferen Schneiderleins tummeln sich nicht nur Mädchen. Unter der Leitung von Swetlana Sarbaschow, die selbst gelernte Schneiderin ist, lernen auch die Jungs, mit Nadel und Faden umzugehen. „Ich weiß, dass nicht alle Eltern ihre Kinder zu Hause beschäftigen, deswegen engagiere ich mich hier gerne ehrenamtlich.“ Sarbarschow, die selbst seit sechs Jahren im Stadtteil Schicksbaum wohnt, gehört zu den Eltern, die sich der Kooperation von Caritas und der Grundschule Horkesgath angeschlossen haben. Seit 2000 das erste Haus gebaut worden ist, hat Schicksbaum mit einem Imageproblem zu kämpfen.
Rund 50 Prozent der 2500 Einwohner haben einen Migrationshintergrund, im Schicksbaum leben Menschen aus 25 Nationen zusammen. Der Stadtteil wurde in der Öffentlichkeit oft als Problembereich dargestellt. Gloria Schloeßer von der Caritas ist da anderer Meinung. „Es ist toll, was für Fähigkeiten die Menschen hier mitbringen. Jeder kann etwas anderes zum Zusammenleben beisteuern.“
Natürlich sei es immer schwer, Neubaugebiete und auch Neu-Krefelder in einen Stadtteil zu integrieren. Das Projekt Schicksbaum sei aber super gelungen, meint Schloeßer. Und tatsächlich hat sich im Schickbaum viel getan. Ein Altenheim wurde gebaut, Wohngruppen sind eingerichtet worden. Außerdem wird ein Jugendhaus errichtet.
Die Kooperation von Caritas, Grundschule und auch der kirchlichen Gemeinde vor Ort setzt dem die Krone auf. „Unser Netzwerk wächst stetig. Wir erreichen immer mehr Eltern und Freiwillige, die sich auch gerne bei uns einsetzen.“ Für die Kinder gibt es inzwischen diverse Angebote im Nachmittagsbereich.
Während Emma noch zusammen mit den zwei bösen Schwestern, gespielt von Antonia und Lara, auf dem Schulhof für ihre Dornröschen-Darbietung bejubelt wird, bereitet sich am Schultor schon die Bauchtanzgruppe auf ihren Auftritt vor.
In der anderen Ecke des Schulhofs wird noch fleißig diskutiert, ob denn jetzt Aschenputtel oder Rapunzel die bessere Prinzessin ist. Egal ob türkischer, polnischer oder deutscher Abstammung, die Mädels sind sich bei einer Sache aber alle einig: „So Haare wie Rapunzel möchten wir auch haben.“