Mit Kamera der Natur auf der Spur
Die Fotografin Kerstin Kniely ist in dem grünen Vorort aufgewachsen. Aber ihr Herz hängt an der roten Erde Südafrikas.
Krefeld. An ihren ersten Flug nach Johannesburg erinnert sich Kerstin Kniely noch genau. 1986 stieg sie in Luxemburg mutterseelenallein in die Kurzversion des „Jumbo-Jets“ (Boeing 747sp). 19 Stunden und zwei Stopps später landete die Luxair-Maschine in Südafrikas größter Stadt. Mit einer hundemüden Kerstin Kniely, die damals noch Schlempke hieß. 14 Jahre alt war das Mädchen aus Forstwald damals. Die Reise war nur gestattet, weil Verwandte im einstigen Apartheidsstaat (bis 1994) lebten. 15 weitere Male hat Kniely in den folgenden 26 Jahren Kap und Nationalparks besucht.
Die 41-jährige Fotografin und Gärtnerin (zwei Gesellenbriefe, ferner ein Studium der Geophysik) ) ist ein Naturfreak mit großem Herzen für wilde Tiere. Davon zeugen Ausstellungen und Vorträge im Gemeindezentrum von Vorst, im Pfarrheim von St. Anna Inrath und — einmal im Jahr — in der Johanneskirche an der Forstwaldstraße. Seit zehn Jahren lässt sie Andere an ihren Abenteuern teilhaben — unentgeltlich.
Die erste Reise auf den schwarzen Kontinent hat Kniely infiziert: Sie ist fernsüchtig geworden. Trekking in Nepal, Rucksack-Trips durch Ecuador, Guatemala, Nicaragua oder Costa Rica folgten. In Nairobi (Kenia) faszinierte sie ein günstiges Grammophon. „Doch wie sollte ich es transportieren? Die Reise ging doch noch weiter“. Mit 18 nahm sie an einem Lehrgang zum „field guide“ teil, lebte mit Gleichaltrigen in Zelten im Krüger-Nationalpark. Rationiertes Wasser zum Waschen und zum Trinken. Die jungen Leuten sollte diszipliniert werden. „Es war im Winter, im Juli und August“, erinnert sich Kerstin Kniely, „nachts nur zwei Grad. Wie soll man sich morgens mit eiskaltem Wasser waschen?“
Was ihr Lieblingsort ist? Da muss sie längere Zeit grübeln. „Oudtshoorn in Südafrika ist für seine Straußen berühmt. Hermanus ist ideal für Walbeobachtungen. Und, um Auge in Auge mit Haien zu sein. Kapstadt ist eine bunte, fröhliche Stadt und inzwischen sicher geworden. Dort wohnen jetzt meine Verwandten.“
Vor ein paar Wochen war Kerstin Kniely mit ihrem Mann Acor mal wieder auf Fotopirsch im einstigen Burenland. Sie sah Haie, Pinguine, Strauße, Elefanten. Irgendwann entdeckte die Krefelderin zwei Kap-Kobras, gefangen in einer Sickergrube. Ein Mann wollte die giftigen Reptilien schlachten, um verbotenerweise ihre Häute zu verkaufen. „Da sind wir eingeschritten“, berichtet die Naturliebhaberin. Sie war plötzlich frustriert von einer südafrikanischen Tierschutzorganisation und einem Zoo: Beide hatten kein Interesse an der Rettung der geschützten Tierart, der Zoo wollte sie nicht haben. „Wir haben einen Sack in die Sickergrube gehängt und die Kobras mit Stöcken in Bewegung gebracht, bis sie in den schützenden Sack gekrochen sind. Dann haben wir sie freigelassen.“