Schicksbaum: (K)ein Platz für Kranke?

Ein geplantes Wohnheim für psychisch Kranke verärgert einige Anwohner.

Krefeld. Einige Anwohner von Schicksbaum sind sauer. Und das haben sie bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend deutlich gezeigt. Eigentlich sollte es in den Kindergartenräumen am Kempschen Weg eine ganz normale Informationsveranstaltung werden. Der zuständige Bürgerverein hatte den Wohnverbund Königshof und die St. Augustinus-Behindertenhilfe eingeladen, um den Bürgern das neue Heim für psychisch Behinderte vorzustellen, das bald in der Mitte ihres Wohnviertels entstehen soll.

Doch schnell wird klar, dass die Bürger an diesem Abend eine andere Absicht verfolgen, als sich bloß zu informieren. "Wie lange wissen Sie schon von den Baumaßnahmen?", wollen sie von dem ehemaligen Vorsitzenden des Bürgervereins Ralf Krings wissen. "Und warum hat uns Anwohner niemand gefragt? Wir wollen kein Heim für psychisch Kranke", kommt es zornig von allen Seiten.

Die Anwohner von Schicksbaum sind sich einig, Stadt und Bürgerverein haben hier bewusst Informationen zurückgehalten, um den Bau des Wohnheimes ohne ihr Wissen unter Dach und Fach zu bringen. So versicherte Ralf Krings vor der Versammlung noch glaubhaft, von alledem nichts gewusst zu haben. Wenig später bekräftigte jedoch Wilfried Gaul von der St. Augustinus- Behindertenhilfe, bereits vor einem Jahr mit ihrem Anliegen an den Bürgerverein herangetreten zu sein. Und das Verwirrspiel geht weiter, als Hans-Josef Ruhland (CDU) von der Bezirksvertretung West beteuert, es habe erst im Februar eine Sitzung gegeben, in der das Vorhaben zum Bau des neuen Heimes diskutiert wurde.

Bei den Schicksbaumer Bürgern treffen die Erklärungsversuche auf Wut und Unverständnis, kein einziger von ihnen sei über die damalige Versammlung informiert worden, echauffieren sich Anwoher lautstark.

In der aufgeheizten Stimmung ist es Wilfried Gaul von der St. Augustinus-Behindertenhilfe und Stefan Lua vom Wohnverbund Königshof kaum mehr möglich, ihr Projekt auf sachlicher Ebene vorzustellen. Zumindest wollen sie den aufgebrachten Bürgern verständlich machen, dass in den neuen Apartments 16 Personen einziehen, die weder verrückt noch gefährlich sind. "Es geht hier lediglich um ängstliche und schwache Menschen, die nach einer jahrelangen psychischen Erkrankung wieder in den Alltag integriert werden sollen", erklärt Wilfried Gaul.

"Aber warum gerade hier?", ruft ein Bürger verständnislos. "Wir haben in Schicksbaum soziale Probleme satt, und jetzt bekommen wir noch eins hinzu", macht ein anderer Krefelder seinem Ärger Luft.

Einige Anwohner fürchten, dass der Wert ihrer Häuser mit dem Einzug der psychisch Kranken in Schicksbaum sinken wird und fordern ihr Geld zurück. Zudem werden Beschwerden laut, dass die Stadt einst versprochen hatte, die Infrastruktur im Bezirk zu verbessern und die Baufläche für Einkaufsläden oder neue Ärzte zur Verfügung zu stellen. Am Ende steht schließlich der Vorschlag von CDU-Bezirksvorsteher Hans-Josef Ruhland, umgehend eine neue Versammlung anzuberaumen, um alle noch bestehenden Vorwürfe aus dem Wege zu schaffen.

Was auch immer dort herauskommen wird, die Bürger von Schicksbaum haben sich längst gegen ein zukünftiges Wohnheim entschieden.