Hans-Albert Blume wird 80 Jahre alt Ein Leben mit den Rennpferden

Bockum · Am Freitagmorgen um 5.50 Uhr wird Hans-Albert Blume seinen Stall auf der Krefelder Galopprennbahn im Stadtwald aufschließen. Er trainiert dort 25 Rennpferde – Blume ist jeden Morgen da. Auch an seinem Geburtstag.

Hans-Albert Blume mit Tochter Alida.

Foto: Klaus-Joerg Tuchel

Denn am Freitag, 19. Juni, wird Hans-Albert Blume 80 Jahre alt: „Ich komme wie immer in den Stall. Was soll ich denn sonst machen?“

Die Blume-Geschichte vertritt er in der vierten Generation

Sehr gern würde er den runden Geburtstag lieber verschweigen. Es war und ist ein Leben mit den Rennpferden der auf Geschwindigkeit gezüchteten englischen Vollblutrasse, die man exakt bis ins Jahr 1700 auf den Stammvater Darley Arabian über 24 Generationen lückenlos zurückverfolgen kann. Die Familiengeschichte von Hans-Albert ist sogar bis ins Jahr 1640 nach Holland nachvollziehbar. „Eigentlich sogar noch viel weiter zurück. Aber damals sind einige Kirchenbücher verbrannt,“ erzählt er mit leichtem Unwillen.

Die Blume-Geschichte mit den Rennpferden vertritt er in der vierten Generation, mit seiner Tochter Alida und deren elfjähriger Tochter Maya stehen die nächsten Generationen schon bereit. Alida Blume hat ein Studium an der Sporthochschule in Köln begonnen, sich dann aber doch für die Leidenschaft Rennpferde entschieden und ist die Assistentin des Vaters, als Beste ihres Trainerlehrgangs.

Die von ihm trainierten Pferde haben über 20 Millionen gewonnen

Ihr Vater kam während des Krieges in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen zur Welt, sein Vater Hans war als Trainer auf der Rennbahn in Klampenborg tätig, die er 1942 nicht freiwillig verließ: Deutsche waren dort nicht mehr gern gesehen.

Mutter Elisabeth (geb. Schlaefke) war über viele Jahre die dominierende Reiterin Deutschlands, sogar in den beiden Jahren nach seiner Geburt gewann Liesel Blume elf Rennen. Zu Arthur Schlaefke, dem Urgroßvater mütterlicherseits, geht die Blume-Rennpferde-Dynastie ins Jahr 1878 zurück. Er stieg Ende der 80-er Jahre ins Trainergeschäft ein, als Harro Remmert die Bahn in Neuss verließ und nach Köln zog.

„Hannemann“ Blume war schnell erfolgreich, der Stall rappelvoll. So war die Berufung ins renommierte Gestüt Röttgen nach Köln-Rath nur eine logische Konsequenz. Es wurden große Zeiten im Gestüt der Mehl-Mülhens-Stiftung mit dem Sieg des Hengstes Kallisto im Derby Italiano in Rom am 23. Mai 2000 als Höhepunkt.

Mehr als 50 Europa-Gruppe-Rennen haben die Blume-Pferde insgesamt gewonnen, davon acht Gruppe 1-Rennen. Die Dimensionen sind gewaltig: Seit 1988 haben die von ihm trainierten Pferde über 20 Millionen Euro für die Besitzer gewonnen, seine aktuelle Siegzahl dokumentiert die Verbands-Datenbank mit 1241 ersten Plätzen. Von den Prämien bekommen die Trainer zehn Prozent.

Blume peilt mit Palm Springs
den Sieg im deutschen Derby an

Im Jahre 2011 zog Bume mit Ehefrau Luise nach Krefeld, der Krefelder Stadtwald ist seitdem sein Domizil. Es geht ein wenig ruhiger zu als früher, oft laufen die Pferde in Frankreich, dort gibt es mehr Geld zu verdienen als in Deutschland. Am 12. Juli wird er sich allerdings nach Hamburg-Horn begeben. Dort sind 650 000 Euro im 151. Deutschen Derby zu gewinnen. Der Hengst Palm Springs aus seinem Stall geht mit Filip Minarik als einer der Außenseiter auf die 2400-Meter-Strecke. Blumes Vater hat das Derby 1952 mit Mangon für das Gestüt Waldfried gewonnen. Der Sohn war damals zwölf Jahre alt und mit seiner Mutter im Urlaub am Bodensee. Das passt irgendwie überhaupt nicht zur Geschichte dieser Familie. Darin fehlt auch ein Derbysieg in Hamburg für Hans-Albert Blume. Es ist dafür nie zu spät.