Gebärden-Theater: Frau Holle spricht mit den Händen

Ein Kölner Ensemble spielt Kinder-Theaterstücke in Gebärdensprache.

Krefeld. Ein Theaterstück zu sehen und zu verstehen ist für Kinder nicht immer leicht. Für gehörlose Kinder ist es so gut wie unmöglich. Denn Kindertheater für Gehörlose sind selten. Gestern war in Krefeld Premiere. Das Kresch-Theater zeigte auf seiner Studiobühne „Frau Holle“ — in Gebärdensprache und in Lautsprache.

Den rund 100 Zuschauern ist vielleicht das Märchen der Gebrüder Grimm nicht geläufig, aber im Reich der Gebärdensprache sind sie zu Hause. Die Kinder besuchen die Luise-Leven-Schule in Krefeld, eine Schule des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche. Seit vergangenem Sommer engagiert sich ihre Lehrerin Petra von Eynern für einen Gast-Auftritt des Kölner Gehörlosentheaters „deaf5“ in Krefeld. „Es gehört zu dem Konzept unserer Schule, ein Mal jährlich ins Theater zu gehen“, erklärt sie. „Doch dieses Theater ist etwas ganz Besonderes.“ „Die meisten Eltern und Lehrer sind hörend“, erklärt ihre gehörlose Kollegin Liane Boy. „Viele Kinder denken, dass sie später auch hören können, wenn sie erst einmal groß sind.“

Der Kontakt zu gehörlosen Erwachsenen sei auch im Sinne der Inklusion wichtig. „Frau Holle“ eigne sich gleichermaßen für gehörlose und für hörende Kinder.

Auch die fünf Laien-Schauspieler Mara Althof, Ingrid Degwitz, Pia-Katharina Jendreicik, Mahmut Koc und Susanne Müller sind gehörlos. Ihre Rollen verkörpern sie ausdrucksstark mit Körpersprache, Mimik und Gebärden. Hörende Schauspieler sitzen als Dolmetscher am Bühnenrand. Sie sprechen den Text synchron zur Gebärdensprache für das hörende Publikum. So kommen alle Zuschauer auf ihre Kosten. Schnell verschmilzt die Simultan-Übersetzung mit dem Gesehenen zu einer Einheit. Wenn die böse Stiefmutter mit der armen Marie schimpft, leiden die Kinder sichtlich mit. Sie lachen über Pech-Marie, die von einem Leben als „Prinzessin Superstar“ träumt. Und wenn Marie im goldenen Kleid erscheint, strahlen alle mit ihr gemeinsam um die Wette. „Das Kresch-Theater hat heute sein Versprechen, Theater für alle Schüler in Krefeld anzubieten, eingelöst“, bedankt sich Petra von Eynern.