Mit 50 Fragen durch das Viertel
Das SpieDie hat den Stadtteilführer „Krefeld Mitte-Ost“ herausgegeben. Autor war Helmut Boeck.
Krefeld. Zwischen Philadelphia- und Sprödental-, Oppumer und Uerdinger Straße ist ein eher halbseidenes Viertel der Samt- und Seidenstadt angesiedelt. Das jedenfalls lässt die pointierte Beschreibung von Helmut Boeck im Stadtteilführer „Krefeld Mitte-Ost“ vermuten: „Die Leute scheinen hier wirklich lieb und nett zu sein, manchmal sehe ich in den Fenstern rot-blinkende Herzen. Viele Frauen, die dort wohnen, scheinen Jasmin zu heißen, einen Nachnamen sehe ich auf den roten Klingelschildern nicht. Kommunikativ und lustig geht es an den großen Stromkästen zu, um die sich mehrere Männer versammelt haben, die flüssiges Abendbrot zu sich nehmen.“
Boeck erklärt, warum er sich für diesen ironischen Tonfall entschied, um Probleme wie Prostitution und Alkoholismus zu thematisieren: „An dem Viertel wird viel ’rumgemäkelt. Deshalb habe ich in der Einleitung einen fiktiven Bürger zu Wort kommen lassen, der genau das ebenfalls tut.“ Auf diese Weise habe er den Kritikern zuvorkommen wollen, um dann zu seinem eigentlichen Anliegen überzugehen — die verborgene Schönheit des Viertels herauszustellen: „Die Architektur ist nämlich sehenswert, und die Historie ist spannend.“
Der Stadtteilführer „Krefeld Mitte-Ost“ wurde vom Spielhaus Dießemer Straße (SpieDie), dessen Leiter Boeck ist, herausgegeben. Auf 24 kopierten und gehefteten Din-A4-Seiten werden Straßen, Gebäude und Geschäfte in Text und Bild vorgestellt.
Außerdem gibt es kurze historische Exkurse. So schreibt Boeck etwa über eine „klebrige Raute“ namens Nappo, die einst an der Hardenbergstraße produziert wurde.
Aber auch die finsteren Kapitel in der Geschichte des Viertels spart er nicht aus. Anhand von vier Stolpersteinen in der Dießemer Straße dokumentiert er das Schicksal der Familie de Beer — im Jahr 1942 von den Nazis deportiert und ermordet.
Wohl auch wegen der historischen Details richtet sich der Stadtteilführer eher an Erwachsene. Aber da er vom SpieDie herausgegeben wurde, werden auch die Kinder bedacht. Angehängt an den Stadtteilführer ist eine sogenannte Stadtteil-Rallye. Boeck: „Alle Kinder, die Lust haben, können zum SpieDie kommen und von dort zur Rallye starten.“
Bei der Rallye, an deren Entstehung auch Kinder mitgewirkt haben, geht es im Wesentlichen darum, durch das Viertel zu streifen und möglichst viele der rund 50 Fragen korrekt zu beantworten. Eine Aufgabe, die durch die Lektüre des Stadtteilführers übrigens erheblich erleichtert wird. Frage 48 etwa lautet: „Warum heißt die Philadelphiastraße eigentlich Philadelphiastraße?“
Tja, warum eigentlich?