Spinnereistraße: Wilde Kippe, wilder Container
Den Anwohnern der Spinnereistraße ist eine Dreckecke Dorn im Auge. Sie gehört dem Gladbacher FDP-Fraktionsvorsitzenden.
Lehmheide. An der Ecke Spinnereistraße/Obergath fliegen die Zwiebeln bisweilen hoch und weit. Nur knapp verfehlt eine den WZ-Fotografen, der eine Dreckecke im Bild festhalten will. Die ist überraschenderweise aufgeräumt — dank Regenbogenschülern im Rahmen der Aktion Frühjahrsputz. Die gut 700 Quadratmeter große Fläche mit einigen Anwohnergaragen, einem angeblich illegal aufgestellten Altkleider-Container und dichtem Brombeergestrüpp am Rand ist ein im Quartier beliebter Müllabladeplatz auch für Lebensmittel aller Art — etwa Zwiebeln, Kartoffeln oder Brot — geworden.
Ein Fenster des gegenüber gelegenen Wohnstätte-Hauses öffnet sich und eine Frau ruft: „Neulich standen da noch sieben ausrangierte Fernseher. Und anderer Müll.“ Eine Passantin murmelt im Vorbeigehen: „Das hier ist eine Sauecke.“ Dass der Eigentümer des Grundstücks immer vor Wahlen aufräumen lässt, ärgert den Vorsitzenden des Bürgervereins Süd-West, Bernd Albrecht. Zuletzt passierte das 2009, kurz vor den Kommunalwahlen. Denn das Relikt aus einem Grundstücksdeal mit der Stadt Krefeld vor 18 Jahren gehört dem Vorsitzenden der Mönchengladbacher FDP-Ratsfraktion, Anno Jansen-Winkeln.
Der Immobilienverwalter aus der Nachbarstadt hat das Studentenwohnheim 1994 an der Spinnenkreuzung Gath/Gladbacher Straße/Heideckstraße gebaut und es später verkauft. Auf den 700 Quadratmetern ist Jansen-Winkeln sitzengeblieben. An den Garagen hatte der Käufer kein Interesse, nur eine Handvoll Anlieger von Ulmen- und Spinnereistraße. Dass das Grundstück noch nicht mal für eine Litfaßsäule nutzbar ist, habe ihm die Krefelder Bauordnung eingebrockt. „Die Stadt hat daneben auf ihrem Grundstück eine Säule aufstellen lassen.“
„Warum halten die Garageneigentümer nicht den Platz sauber?“, stellt der Kommunalpolitiker auf eine entsprechende Frage der WZ die Gegenfrage. Er selbst habe „nichts dagegen, alle zwei, drei Jahre die Fläche zu säubern.“ Der Bürgervereinsvorsitzende möge sich, bitteschön, persönlich an ihn wenden. Bernd Albrecht hatte schon vor der letzten Kommunalwahl die WZ eingeschaltet und den FPD-Mann in die Puschen gebracht.
Bernd Albrecht weist die Vorwürfe aus Mönchengladbach zurück: „Wir haben alles versucht.“ Jansen-Winkeln lege bei Anwohnerbeschwerden stets ein arrogantes Verhalten an den Tag. Hingegen reagiere die Beschwerdestelle beim Krefelder Umweltamt stets prompt und lasse die illegale Kippe von der GSAK räumen — natürlich auf Kosten des Gebührenzahlers.
Neben dem Bürgersteig, auf dem Grund von Jansen-Winkeln, steht ein Altkleider-Container ohne Kontaktadresse. „Der ist wild aufgestellt worden, ohne mein Wissen.“ Wenn er ihn entferne, mache er sich des Diebstahls schuldig, klagt der Immobilienverwalter. Die weniger pingeligen Bewohner des Quartiers nördlich der Obergath ziehen das Brombeergestrüpp zum Entsorgen überflüssiger Textilien vor. Dort hing dieser Tage, drappiert an Dornen, ein metallicfarbener Büstenhalter.