Bücherbasar: Stöbern, schmökern und spenden
In der Museumsscheune gab es für Sammler viel zu entdecken. Der Erlös kommt dem Stadtteil zugute.
Krefeld-Linn. Ein leichter Windstoß zieht von der einen Flügeltür zur anderen. Er riecht nach alten Geschichten aus Omas Wohnzimmer, vielleicht nach Zigaretten oder einer umgefallenen Tasse Kaffee, vielleicht aber auch nach einem Tag unter der Bettdecke. Der Geruch von alten Büchern ist unverkennbar.
Beim Bücherbasar in der Linner Museumsscheune stapelten sich am Wochenende Kisten voll mit alten Büchern. Seit den neunziger Jahren organisiert der Verein der Museumsfreunde Burg Linn den Basar drei Mal im Jahr. „Der Verkauf hat sich einen kilometerweiten Namen gemacht. Wir gelten inzwischen als bestsortierter antiquarischer Büchermarkt am Niederrhein“, erzählt Heide Gerritzen als Vorsitzende des Vereins.
Als sich am Samstagmorgen die Türen der Scheune öffnen, stehen schon die Sammler Schlange, um die besten Schätze in den Kisten zu finden. „Die Bücher, die wir hier verkaufen, werden von Privatpersonen gespendet. Wenn zum Beispiel jemand in der Familie verstorben ist und die Wohnung aufgelöst wird oder Bücher zweimal im Schrank stehen, werden sie bei uns abgegeben.“
Gerritzen weiß, das ein oder andere Sammlerstück ist da schon über den Tisch gewandert. Auch Angelika Mosebach ist heute extra aus Duisburg angereist, um in den Kisten zu stöbern. Mit vollen Tüten verlässt sie die Scheune. „Ich habe einen Atlas gekauft, einige religiöse Bücher und einen Bildband von der Nordsee, wo ich auch selbst schon öfter im Urlaub war.“ Für die Duisburgerin ist es nicht der erste Besuch auf dem Basar. „Das Ambiente ist schön, es gibt ein tolles Angebot und die Preise stimmen.“
Auch die Krefelderin Monika Drießen ist schon fündig geworden: „Ich hab einige Krimis gefunden und noch ein Handarbeitsbuch.“ Die Ruhe der Museumsscheune lade zum Stöbern ein. Aber auch die Preise sind verlockend: Für Taschenbücher zahlt man hier gerade mal 50 Cent und auch die Bildbände kosten nur zwei Euro. Außerdem werden alte Kassetten, Schallplatten und DVDs verkauft. Mit den Einnahmen finanziert der Verein der Museumsfreunde sein jährliches Engagement. „Wir helfen zum Beispiel der Bibliothek des Museums durch Spenden oder bieten Führungen an“, erzählt Heide Gerritzen.
In Linn gibt es nur eine halbtags angestellte Museumspädagogin, die für alle drei Museen die Zuständigkeit trägt. „Ohne das ehrenamtliche Engagement unseres Vereins könnten die Museen dichtmachen“, erklärt Gerritzen. Der Verein vermisst die Unterstützung der Stadt Krefeld: „Dabei muss man wissen, wo man herkommt, wenn man wissen will, wo man hin will. Die Pflege des historischen Linns ist so wichtig.“
Gerritzen selbst ist in Linn geboren, sie hat das Schwimmen im Burggraben gelernt. Als Linnerin, findet sie, habe sie einen Bildungsauftrag. Und dennoch sind beim Bücherbasar nicht nur die Einnahmen wichtig. Denn Heide Gerritzen weiß als gelernte Bibliothekarin: „Der Wert der Bücher ist nicht zu übertreffen. Ein Buch in den Händen zu halten und zu lesen, das ist ein haptisches Erlebnis.“