Das Frühstück in Kallis Café ist für jedermann

Für 50 Cent gibt es nicht nur Kaffee, Brot und Aufschnitt, sondern auch gute Gespräche und Anteilnahme an den Sorgen der Gäste.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Es ist 10.30 Uhr. Rund 30 Gäste haben sich vor den Türen der Oppumer Schutzengelpfarre eingefunden. Wie jeden Sonntag. Denn dann öffnet Kallis Café seine Pforten — und es kommen all die Menschen, die nicht viel zum Leben haben. „Das Café ist aus einer Schlafstelle für Obdachlose hervorgegangen. Seit 1994 treffen sich dort jeden Sonntag Menschen zum gemeinsamen Frühstück, die sich in einer schweren Lebenslage befinden“, sagt Arno Wildrath. Zusammen mit über einem Dutzend freiwilliger Helfer sorgt der Pastoralreferent dafür, dass die Cafébesucher einmal in der Woche an einem reich gedeckten Frühstückstisch sitzen und Geselligkeit erfahren.

So wie zum Beispiel Werner Pusch (63) und Elio Cardazzo (64), die zusammen an einem der sechs Gruppentische Platz genommen haben. Pusch bezieht Hartz IV. Cardazzo ist wegen einer schweren körperlichen Beeinträchtigung Frührentner. Doch an diesem Sonntag zählt das nicht.

Beide grinsen wie zwei Schuljungen und unterhalten sich über den ehemaligen Skispringer Jens Weißflog. „Ich komme seit fünf Jahren und finde, dass das Café einfach eine tolle Einrichtung für Menschen ist, die wenig Geld haben“, sagt Pusch. Für 50 Cent dürfen sich die Besucher einen aus Spenden finanzierten Aufschnitt-Teller aus der Küche holen. „Kaffee, Wasser, Tee oder Kakao für die Kinder gibt es dazu“, sagt Miep Tiefers, die in der Küche hilft.

Doch der Pfarrsaal ist mehr als einfach nur ein Raum, in dem man gut frühstücken kann. „Wenn ich mit der Kaffeekanne rumgehe und nachschenke, entwickeln sich automatisch private Gespräche“, sagt Wildrath. „Von finanziellen Ängsten über organisatorische Dinge, die geregelt werden müssen, ist alles dabei“, so der Pastoralreferent. Manchmal jedoch sind die Besucher so in ihre Gespräche vertieft, dass der Austausch mit Wildrath auf der Strecke bleibt. So wie bei Cardazzo und Pusch. „Es ist schön, einfach einen Ort zu haben, an dem man sich über Gott und die Welt unterhalten kann“, sagt Cardazzo.

Obwohl die Schutzengelpfarre katholisch ist, spielt die Religion an sich keine Rolle. „Es darf jeder zu uns kommen, ganz gleich, woran er glaubt“, erklärt Wildrath.

Der Name des Cafés ist einem verstorbenen Obdachlosen gewidmet, der die Idee zum Sonntagscafé hatte. „Heute schauen kaum noch Obdachlose beim Frühstück vorbei“, sagt Wildrath und ergänzt: „Dafür kommen immer mehr Menschen, denen es finanziell nicht gutgeht zu uns.“ Am Anfang waren das fast nur Männer, doch jetzt seien auch Frauen und sogar Familien zum festen Bestandteil der Frühstücksrunde geworden.

„Da machen wir auch an Ostern, Weihnachten oder Karneval keine Ausnahme. Kallis Café findet statt.“ Die Vorbereitungen für das Frühstück werden bereits unter der Woche getroffen. „Am Samstag holen wir zum Beispiel beim Metzger und Bäcker die Sachen ab, die übriggeblieben sind“, sagt Tiefers.

Gegen 11.30 Uhr leert sich das Café so langsam wieder. Zusammen machen sich die Besucher auf den Heimweg. An der Bushaltestelle tauscht man sich noch aus, bevor man sich eine schöne Woche wünscht, um sich am nächsten Sonntag zur gewohnten Uhrzeit wiederzusehen.