Krefelder Adventsserie Kinderkirche in Krefeld-Oppum: Wenn die Krippe zum Hingucker wird
Serie | Krefeld · Andreas Hoenen ist mit seinem Team für die wöchentlich anders gestaltete Krippe der Kinderkirche in Oppum zuständig. Was dabei wichtig ist.
Andreas Hoenen erinnert sich genau: „Der Anruf der verzweifelten Küsterin kam vor rund 30 Jahren kurz vor dem Fest: ,Josef ist zusammengebrochen und hat Maria und das Jesuskind unter sich begraben‘, stöhnte sie. ,Was sollen wir tun? So können wir doch nicht Weihnachten feiern.‘“ Hoenen kümmerte sich kurzerhand um die Gelenke der 80 Zentimeter großen Holzfigur, reparierte sie und hat seitdem einen geliebten Nebenjob. Er ist mit seinem Team für die im Dezember wöchentlich anders gestaltete Krippe von St. Karl Borromäus, der jetzigen KaBo Kinderkirche, zuständig. Und das mit viel Freude. Dieses Gotteshaus mit Gemeindezentrum an der Oppumer Fungendonk hat eine sehr lange Entstehungsgeschichte. Demnach hat es die Auszeichnung, der letzte Kirchenneubau im Bistum Aachen zu sein, nicht von ungefähr. Sie ist jetzt 26 Jahre alt. Zum Vergleich: Die nahegelegene Oppumer Kirche Zu den heiligen Schutzengeln stammt aus dem Jahr 1900.
Der Krefelder Architekt Franz Jörissen hat den Neubau geplant
„Die Kirchweihe fand am 23. August 1998 statt“, berichtet Anne Küpper, Mitglied des engagierten Leitungsteams der katholischen Pfarrei St. Augustinus, zu der neben St. Karl Borromäus und der Gemeinde Zu den Heiligen Schutzengeln auch Pax Christi gehört. „In einer feierlichen Prozession wurden damals das Taufbecken, die Pieta, die Antoniusfigur und der Kreuzweg aus dem sogenannten Provisorium, der Übergangskirche von 1959, in das neue Gemeindezentrum überführt. Der Weg von gegenüber war nicht lang, für die Gemeinde aber trotzdem nicht einfach“, heißt es aus der Geschichte.
Der Krefelder Architekt Franz Jörissen hat den Neubau geplant. Er setzte das vom Liturgieausschuss der Gemeinde vorgegebene Bibelwort aus dem Evangelium nach Matthäus „Die Stadt auf dem Berge“ für sein Vorhaben um. Genau dies strahlen der lichtdurchflutete Kirchenraum und das Gemeindezentrum aus. Es ist ebenso freundlich einladend wie die beiden Gesprächspartner. Sie haben an einem Samstagvormittag unbürokratisch Zeit gefunden, Kirche und Krippe zu erklären und auch noch Kaffee zu kochen. Die Grundform der Kirche sei ein um 45 Grad gedrehtes Quadrat mit vier mächtigen Betonsäulen an den Eckpunkten, die das frei über den Wänden schwebende und zu den Seiten abfallende Dach tragen. Das Spiel von Licht und Schatten, von offenen und geschlossenen Bauteilen, würde dem Raum seine Eigenart geben, heißt es in einer Festschrift.
Maskottchen ist das Känguru, das in den Bibelgeschichten oft mitspielt. Küpper: „Bei uns stehen die Kinder mit ihren Bedürfnissen im Mittelpunkt. Für sie arbeiten wir. Deshalb sitzen sie während des Gottesdienstes auf Kissen in der Mitte und lauschen dem Evangelium, das mit verteilten Rollen dargestellt wird. Damit es mit der Mitte, die glücklicherweise Fußbodenheizung besitzt, künftig besser klappt, werden die Bänke bald durch Stühle ersetzt. Sie können bei Bedarf leichter im Kreis aufgestellt werden.“
Nach dem Gottesdienst gehen die Kinder zur Krippe. Sie ist ein wahrer Hingucker. Thema des dritten Advents: „Was sollen wir tun?“ Johannes, der Mann mit dem „Kamelhaarmantel“, sitzt am Rand der Krippe, lässt die Beine baumeln und schaut in das Kirchenschiff, zu den Gläubigen. „Er wird später zum Josef“, verrät Hoenen und lächelt. „Alle Figuren sind mehrfach einsetzbar.“ Was sie gemeinsam haben: „Sie tragen handgewebte, edle und üppige Leinengewänder. Männer aus Oppum haben sie gewebt, Frauen haben genäht.“ Die Holzfiguren stehen in Gruppen zusammen, verdeutlichen die Botschaft, so dass sie auch Kinder verstehen. Der Reiche gibt ein Gewand ab, die Frau teilt ihr Essen, und der Soldat beschützt eine andere Frau. „Wobei der Römer-Helm aus Alufolie besteht. Aber das weiß ja keiner“, sagt Hoenen mit einem Schmunzeln. Seitdem er über die Krippe wacht, fällt Josef auch nicht mehr um.