Der Krefelder Hundeflüsterer
Frank Braun hat sich zwei Jahre lang zum Tierheilpraktiker ausbilden lassen. Seine vierbeinigen Patienten kommen aus ganz NRW.
Krefeld. Freundlich und mit strahlenden Augen schleckt sie jeden, der durch die Tür kommt, mit ihrer rauen Zunge ab und wedelt mit dem Schwanz. Lissy ist wahrscheinlich einer der vitalsten Hunde in Krefeld — kein Wunder, denn ihr Herrchen vertritt eine ganz besondere Gesundheitsphilosophie: Frank Braun ist ausgebildeter Tierheilpraktiker.
Als Frank Braun 1962 in Krefeld auf die Welt kam, war sein Weg eigentlich schon vorgezeichnet. Brauns Vater besaß zusammen mit einem Freund eine Druckerei. „Dass ich im väterlichen Betrieb meine Ausbildung mache, war in der damaligen Zeit ganz klar“, erzählt der Krefelder. Anschließend eröffnete er 1994 in Zusammenarbeit mit seinem Vater selbst eine Druckerei in Kempen. „Ich liebe meinen Job, aber irgendwann kommst du an den Punkt, an dem du noch etwas lernen willst.“ Diesen Punkt erreichte Braun vor gut zwei Jahren.
Schon immer vertrauten er und seine Frau der Homöopathie. Als der 49-Jährige nach einem Unfall mit einem Trümmerbruch im Handgelenk ins Krankenhaus kam, erklärte er dem behandelnden Arzt, er wolle auf starke Medikamente verzichten. Schon nach acht Monaten konnten die Platten aus dem Handgelenk wieder entfernt werden — Braun hatte den Bruch überstanden, trotz alternativer Behandlungsmethoden. „Wenn Homöopathie so gut beim Menschen funktioniert, warum dann nicht auch bei Tieren?“, fragte er sich. Nach Nachfragen beim Jobcenter entdeckte Braun die Paracelsus Schule in Mönchengladbach. „Da kann man in zwei Jahren mit Wochenendkursen seine Ausbildung zum Tierheilpraktiker machen.“
Trotz kritischer Worte aus seinem Umfeld, entschied sich Frank Braun für die Ausbildung. „Viele meiner Freunde reagierten mit Skepsis. Am Wochenende solle ich lieber die Füße hochlegen und nix tun. Aber das ist nichts für mich!“, sagt er.
Schon immer hatte Frank Braun einen großen Tatendrang. Als Presbyter engagierte er sich für seine Gemeinde. Genug Energie für die Ausbildung blieb trotzdem: „Jeden Sonntag haben wir in den Kursen alles über die Pathologie und die Physiologie der Tiere gelernt. Außerdem sind wir in Medikamentenkunde ausgebildet worden.“ Zusätzlich zur theoretischen Ausbildung standen Besuche auf einem Bauernhof in Belgien an. Als „Versuchskaninchen“ musste da auch oft Hündin Lissy herhalten. „Vor allem die Tellington-Touch Massage, die ich gelernt habe, liebt Lissy. Sie legt sich dann immer in meinen Schoß und bleibt da liegen.“
Inzwischen behandelt Braun aber nicht nur die eigene Hündin, Tierbesitzer aus ganz NRW kommen nach Krefeld, um ihre Tiere untersuchen zu lassen. „Wenn der Tierarzt nichts findet, das Tier aber trotzdem noch Schmerzen hat, dann muss da ja was sein.“ Braun untersucht die Tiere ganzheitlich. „Für mich heißt das viel reden und beobachten. Ich frage das Herrchen was das Tier isst, aus welchem Napf es trinkt oder wo es sich gerne aufhält. Das alles ist für mich sehr wichtig.“ Mit kleinen Aktionen wie einer Nahrungsumstellung, erzählt Braun, könne dem Tier oft schon geholfen werden. Auch die Vorurteile gegenüber seinen medizinischen Ansichten kennt er natürlich. „Viele meinen ja, dass Homöopathie nur hilft, wenn man dran glaubt. Aber mal ehrlich, können Hunde dran glauben? — Es wirkt trotzdem.“