Ikonen sind da, die Kirche in Cracau fehlt noch

Gespräche über mögliche Kredite führt derzeit Alexej Veselov, Pfarrer der russisch-orthodoxen Gemeinde in Krefeld, die gerne die Kirche St. Franziskus kaufen würde.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Beten kann man überall. Das ist auch für Priester Alexej Veselov (Foto: Bischof) keine Frage. Aber das religiöse Leben der Russischen Orthodoxen Kirchengemeinde der Heiligen Großmärtyrerin Barbara zu Krefeld vergleicht ihr Pfarrer mit „einem Urlaub im Hotel“. Das klingt nur auf Anhieb wunderbar. „Man kann im Hotel auch schlafen und essen, aber es ist nicht das Eigene. Man darf nicht mal eben die Blumen umstellen und fühlt sich nicht zu Hause“, beschreibt der 28-Jährige den Ist-Zustand seiner Gemeinde.

Foto: Andreas Bischof

Derzeit nutzen die rund 130 Gemeindemitglieder für ihre Sonntagsgottesdienste den Saal der katholischen Gemeinde Johannes XXIII. an der Hofstraße. „Es ist ein Saal, ein schöner Saal. Er gefällt uns, aber es ist keine Kirche“, sagt Veselov. „Wir können ihn beispielsweise für Feiertage in der Woche nicht nutzen.“ Es gibt keinen Ort der Einkehr für die Menschen aus der Gemeinde, die abseits von Gottesdiensten beten wollen. Es gibt keinen Ort für Taufen, Hochzeiten, Momente, „in denen es die Menschen gerne feierlich haben“.

Für jede Feier im Saal an der Hofstraße werden Ikonen mitgebracht und aufgestellt, die für die russisch-orthodoxe Religion absolut wesentlich sind (siehe Infokästen). „Ikonen gehören für uns unbedingt zum Vollzug des Gottesdienstes“, erklärt Alexej Veselov. „Aber in den Saal können wir immer nur eine kleine Auswahl nehmen. Das, was man mitbringen kann. Das, was sich aufstellen lässt. Alles ist sehr provisorisch.“ Und die Gläubigen stehen bei den Gottesdiensten so eng, dass sie sich „nicht einmal richtig bekreuzigen können“, berichtet Veselov.

Darum sind er und seine Gemeindemitglieder sehr daran interessiert, St. Franziskus an der Wielandstraße zu kaufen (die WZ berichtete). Die katholische Kirche in Cracau soll aus finanziellen Gründen aufgegeben werden. „Dass es den Menschen schwerfällt, die Heimat zu verlieren, den Ort, an dem sie getauft worden sind, geheiratet haben, über Jahrzehnte zum Gottesdienst gegangen sind, verstehe ich gut“, drückt Veselov den Mitchristen vor Ort sein Mitgefühl aus.

Aber der Verkauf ist fest geplant. Mittlerweile hat Veselov ein preisliches Angebot bekommen. Zu den Kaufbedingungen gehört die Zahlung eines „eigentlich nicht allzuhohen sechsstelligen Betrags“, wie Veselov sagt, „auch wenn er für uns schon hoch ist.“ Bei einem Abriss und einem anschließenden Grundstücksverkauf wäre aus seiner Sicht ein deutlich größerer Betrag zu erzielen.

Aber es gibt einen Grund, warum man den Russisch-Orthodoxen preislich entgegenkommt. Denn bei einem Verkauf an sie würde St. Franziskus eben weiter als christliche Kirche erhalten. Und daran seien die katholischen Verantwortlichen sehr interessiert. „Jetzt müssen wir schauen, wo wir uns treffen können, was für wen möglich ist“, so Veselov. Denn auf der anderen Seite möchten die Katholiken mit dem Erlös aus dem Verkauf andere Kirchen in der Stadt sanieren.

Derweil hat Veselov schon erste Info-Gespräche für einen Bankkredit geführt. Diesen Weg hält er für den praktikabelsten, um das Projekt zu finanzieren. Gleichzeitig wird gerade geschaut, wer aus der Gemeinde sich Mitgliedsbeiträge leisten könnte. Denn Kirchensteuern, aus denen man schöpfen könnte, werden nicht erhoben. „Und einen reichen Russen haben wir nicht in der Gemeinde“, sagt der Pfarrer lachend. Eine Frist, bis wann die Finanzierung stehen müsste, ist von katholischer Seite nicht gesetzt worden. „Es kann auch immer noch sein, dass wir es nicht hinbekommen“, sagt Veselov ehrlich.