„Immer mehr ziehen wegen des Lärms weg“

Am WZ-Mobil sorgen sich die Anwohner der Philadelphiastraße um ihr Quartier. Sie fordern endlich Taten.

Foto: Friedhelm Reimann

Krefeld. Rund 86 Dezibel zeigt das mobile Messgerät eines Anwohners der Philadelphiastraße an, der zum WZ-Mobil gekommen ist. Er belegt mit dieser Zahl, was Konsens unter den erschienen Bürgern ist: An der Philadelphiastraße ist es zu laut. Damit einher geht der Ärger der Anwesenden darüber, dass die Stadt die im Zuge der Ostwall-Modernisierung angekündigte Sanierung der Straße jetzt auf das Jahr 2018 verschiebt. Wegen des Nothaushalts gibt es für den Umbau vorher kein Geld.

Foto: D. Jochmann

„Wer weiß, ob es dann auch wirklich passiert?“, fragt ein sichtlich empörter Hans-Joachim Jungbluth. Seiner Meinung nach ist die Situation an der Philadelphiastraße „unerträglich“, seit diese eine Umgehungsstraße ist. Jungbluth: „Wir sind in den 50er Jahren hierher gezogen — jetzt überlege ich ernsthaft, ob ich mein Haus nicht verkaufen soll.“ Dreck und Lärm des Verkehrs mache die Anwohner krank, sagt Jungbluth, und verweist auf die Gefahr, die davon täglich etwa auch für Kinder ausgehe.

Weniger drastisch, aber ebenfalls sehr unzufrieden formuliert Jens Reusch seine Kritik an den aufgeschobenen Sanierungsplänen: „Die Politiker geben vor der Wahl Versprechen ab, halten diese dann hinterher aber nicht ein.“ Dem schließt sich Hans-Günter Nichts unbesehen an. Der Vorsitzende des Bürgervereins Schinkenplatz ist es bald leid: „Wir warten seit 30 Jahren darauf, es ist jetzt an der Zeit, die Versprechen zu erfüllen!“ Er sieht die Folgen für das einst solide bürgerliche Quartier: „Immer mehr ältere Mieter ziehen weg von hier und die Vermieter haben heute schon Probleme, ihre Wohnungen wieder zu vermieten.“

Marion Hemig ist eine davon. Sie ist inzwischen um die Ecke auf die Schwertstraße gezogen, dort sei es ruhiger. Sie wünscht sich, dass die Philadelphiastraße endlich schöner wird, so wie die Rheinstraße. „Es fehlen hier Bäume, Fahrradstreifen und Parkbuchten“, sagt sie energisch und erinnert an die versprochene Planung.

„Die politischen Parteien müssen für den Haushalt 2015 unbedingt die Mittel einplanen“, appelliert Jürgen Wagner. Dann könnten 2016 die Arbeiten starten. Nothaushalt hin oder her. Das Versprechen aus dem Jahr 2011, über alle Parteigrenzen hinweg, müsse eingelöst werden. Auch und gerade wegen der geplanten Baumpflanzungen, die er als Ersatz für die gefällten Bäume am Ostwall versteht.

Manfred Dixkens findet es ziemlich blöd, wenn in einer finanziell maroden Stadt Straßen gegeneinander ausgespielt werden müssen, um etwas zu ändern. Die Philadelphiastraße hat für ihn jedoch oberste Priorität: „Der Zustand ist unhaltbar, und zwar sowohl in Bezug auf die Schlaglöcher als auch wegen der hohen Lärmbelästigung.“ Josef Kleiner kann das nur unterstreichen: „Ich habe viele Kunden, die von hier wegziehen wollen oder bereits weggezogen sind, weil es zu laut geworden ist.“