Verkehr Tempo 30: „Die Raserei ist schlimmer geworden“

Rita Scholz ist von den Autofahrern auf der Hubertusstraße genervt. Denn die halten sich nicht an die Tempo-30-Regelung.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die Stadt Krefeld ist eine der wenigen Städte in NRW mit einer flächenhaften Tempo-30-Zonen-Regelung. Im Rahmen eines Pilotprojekts wurden in der Seidenstadt 136 Tempo-30-Zonen eingerichtet. Auch in der Hubertusstraße gilt seit gut sieben Jahren „Tempo 30“. „Aber die Raserei ist seitdem schlimmer geworden“, sagt Rita Scholz. Die Anwohnerin, die dort seit 50 Jahren wohnt, ist genervt. Die 69-Jährige fordert: „In 30er-Zonen müsste allgemein mehr kontrolliert werden.“

Scholz, die in Nähe des Kinderheims Marianum wohnt, hat beobachtet, dass die Strecke vom Nordwall bis zum Ring von Autofahrern als Rennstrecke genutzt wird. Verärgert sagt die Krefelderin: „Das ist extrem viel: frisierte Autos, die bis zur Ampel so richtig Gas geben. Und wenn man mit dem Rad vor denen herfährt, muss man sich auch noch Beschimpfungen gefallen lassen.“ Besonders schlimm sei es abends, so Scholz.

Bereits im September vergangenen Jahres trug die Krefelderin das Problem bei der Bürgerbefragung vor. „Im Dezember teilte man mir dann in einem Schreiben mit, dass die Hubertusstraße, als ‚wichtige Erschließungsstraße mit besonderer Funktion für die Nord-Süd-Erschließung, zum Netz der Straßen mit überbezirklicher Bedeutung’ gehört, auf der sich der Wirtschaftsverkehr und der ÖPNV abwickeln sollen.“ Regelgeschwindigkeit: 50 Stundenkilometer. Und die Hubertusstraße sei ja bereits mit Tempo 30 ausgeschildert. Es habe zwar Geschwindigkeitsmessungen gegeben, aber diese hätten an der Hubertusstraße „kein überhöhtes Geschwindigkeitsniveau“ ergeben, so die Antwort der Stadt.

2016 wurden, wie Stadtpressesprecher Manuel Kölker auf Anfrage der WZ mitteilte, vom Ordnungsamt 48 Geschwindigkeits-Verstöße an der Hubertusstraße festgestellt. Die höchste dabei gemessene Geschwindigkeit habe im vergangenen Jahr — nach Toleranzabzug — bei 42 Stundenkilometern gelegen. Die Stadt sieht keine Probleme. Wer die Hubertusstraße kenne, so Kölker, wisse, dass wegen des beidseitigen Parkens hohe Geschwindigkeiten kaum möglich seien. „In dem zur Rede stehenden Teil ist die Straße so eng, dass Begegnungsverkehr fast nicht möglich ist. Es muss regelmäßig in Parklücken gehalten werden, um einen Verkehrsfluss mit dem Gegenverkehr zu ermöglichen.“

Scholz findet hingegen, dass an den falschen Stellen kontrolliert werde: „Die suchen sich für die Kontrollen Stellen aus, die die Situation nicht so erfassen.“ So etwa an der Marienschule, in deren Nähe zwei Verengungen ohnehin zum langsameren Fahren zwingen. Scholz hat mit vielen Anwohnern gesprochen.

Mit einer Unterschriftenliste klappert sie die Nachbarn ab. „Alle explodieren vor Wut,“ sagt sie. „Auf der Kölner beispielsweise wird auch nicht die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern eingehalten. Und beim Abbiegen in die 30er-Zone wird einfach nicht abgebremst.“ Was der Krefelderin, die sich auch für eine Verbesserung der Parksituation vor Ort einsetzt, zudem wichtig ist: „Dass sich auch andere melden, die sagen: Bei uns wird auch in der 30er-Zone gerast.“ Welchem Zweck Einnahmen aus Knöllchen für die Raser zufließen könnten, auch dafür hat die Seniorin eine Idee: „Das Geld könnte man etwa gut für die Renovierung der Radwege einsetzen“, findet sie.