Mehr Kirche wagen. Das will die Evangelische Kirchengemeinde Alt-Krefeld. Wie das trotz sinkender Mitgliederzahlen und daraus resultierender Herausforderungen aussehen kann, haben Studierende der Technischen Hochschule Köln am Donnerstagmorgen präsentiert. Sie waren von der Gemeinde, dem Evangelischen Gemeindeverband und dem ausführenden Architektenbüro Brechtel Architekten Part GmbH dazu aufgerufen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und die Kirche sowie die angeschlossenen Gemeinderäume neu zu denken.
Herausgekommen sind 14 innovative Ansätze, die zum einen die Kirche als sakralen Bau erhalten, sie gleichzeitig in einen Ort der Begegnung verwandeln, zum anderen das Gemeindehaus mit den vielen Angeboten, die dort stattfinden, stärker für die Öffentlichkeit öffnen. Der Denkmalschutz wurde stets mitgedacht, ja sogar die Denkmalbehörde in den Wettbewerb integriert. Fünf der 14 Entwürfe wurden am Donnerstag vorgestellt und prämiert. Nahezu alle eint, dass der Kirchenbau nicht nur als Raum für Gottesdienste und Konzerte gesehen wird, sondern vielmehr als Fläche, auf der auch gearbeitet werden kann. Gleich mehrere Studierende sahen daher in ihren Planungen vor, die Seitenschiffe mal durch bewegliche Elemente, mal durch feste Buntglas-Elemente vom Mittelschiff zu trennen. Auf diese Weise entstünden multifunktionale Nutzungsmöglichkeiten, zum Beispiel für Büros oder Co-Working-Plätze und somit potenzielle Anlaufstellen für die Krefelder. Genau das, was die Gemeinde bezwecken will, wie Presbyteriumsvorsitzender Andreas Rössler betonte. „Wenn die Menschen irgendwas mit ,Kirchen‘ zu tun haben, sollen sie in die Kirche gehen.“
Kirche will aktiv werden, ein genauer Zeitplan steht nicht
Die Öffnung für ein größeres Publikum spiegelt sich auch in den Entwürfen für die Neugestaltung des Hofbereiches und des Gemeindehauses. Einladender soll nach den Vorstellungen der Studierenden alles werden und grüner. Es soll ein barrierefreier Ort des Austausches werden, der sich mal durch Neubauten oder Ergänzungen, ein anderes Mal nur durch kleinere Anforderungen den gewünschten Begebenheiten anpasst.
All das hat Studentin Alexandra Schmid in ihrem Entwurf nach Ansicht der Jury am besten zusammengefasst. Sie hatte sich auf drei Hauptnutzungen konzentriert: Gemeinde, Verwaltung und Öffentlichkeit. Für den Kirchenraum hat sie eine multifunktionale Brüstung in Holzoptik, die wahlweise als Bank, Sichtschutz, Schrankelement und Ausstellungsfläche dienen kann, gestaltet. Das Holz hat sie für eine Neugestaltung des Zwischenbaus, dem Gebäude zwischen Kirche und Gemeindehaus, aufgegriffen. Hier dienen Holzlamellen zur Verkleidung der Fassade und gleichzeitig als Sonnenschutz. „Das Gesamtkonzept war hier außen und innen stimmig“, gab Architekt Paul Warketin vom Architekturbüro Brechtel das Lob der Jury weiter. Die sei durchweg begeistert vom Entwurf der Studentin gewesen. Sie erhielt deshalb den mit 600 Euro dotierten ersten Preis.
Presbyteriumsvorsitzender Andreas Rössler machte deutlich, dass der Wettbewerb mit der Technischen Hochschule Köln lediglich der Ideenfindung dient, wie die Alte Kirche in Zukunft besser genutzt werden kann. Darauf aufbauend wolle man mit dem Architekturbüro weiter arbeiten und Lösungen finden, um die Alte Kirche auch für Krefeld zu erhalten, wie Pfarrer Tillmann Böhme betonte. Die Idee sei ein Haus der Kirche, in der alle Angelegenheiten geklärt werden können. Rössler: „Wir müssen und wollen intensiv etwas tun.“ Die Zahl der Gemeindemitglieder sinke und damit die verfügbaren Mittel.
Gleichzeitig werde der Erhaltungsaufwand größer. Entsprechend brauche es einen multifunktionalen Kirchenraum, der nicht nur für Gottesdienste genutzt werden könne. Rössler betonte, dass die Gemeinde lieber selbst entscheide, statt das Problem auszusitzen und am Ende vor Entscheidungen gestellt zu werden. Jetzt gelte es, den Fluss der Ideen zu kanalisieren und in einen Entwurf zu gießen. In drei bis vier Jahren, so der Plan, solle die Umgestaltung beginnen – wenn denn alle Fragen, auch die des Denkmalschutzes, beantwortet sind.