Wischmeyer bleibt unter seinen Möglichkeiten

Viel Häme und wenig „Heute-Show“: Das ganz auf Satire abgestellte Programm des Kabarettisten kommt nicht bei allen gut an.

Foto: Martin Klering

Krefeld. Wer sich unter den Abo-Besitzern in der Kulturfabrik auf einen zwanglosen zwergfellstrapazierenden Abend à la Heute-Show gefreut hatte, mag danach enttäuscht gewesen sein. Während Einzelbeiträge wie in der ZDF-Satire-Sendung, in der Dietmar Wischmeyer erfolgreich mitwirkt, im Gesamtbild verblassen, gestaltet sich das im Solo-Programm „Deutsche Helden“ des Kabarettisten anders. Hier fällt es auf, wenn er ständig den Hau-drauf gibt und für nichts ein gutes Wort übrig hat. Kurz: Der Abend ist das Gegenteil von Gute-Laune-Unterhaltung.

Mit seinen durchaus inhaltlich und thematisch gut inszenierten Geschichten und Sketchen verbreitet er dank seiner negativen Wortwahl bisweilen Weltuntergangsstimmung. Unter seinen „Helden“ gibt es ausschließlich nervige Besserwisser, Torfnasen und Wutbürger. Senioren sind Busrentner, junge Familien die typischen Vorortsiedler. Die Fußgängerzone wird zum Idiotenfreigelände, das Weihnachtsziel zum Horror-Weihnachtsmarkt, der gesundheitsbewusste Esser zum veganen Edelmenschen.

Dabei kann Wischmeyer durchaus auch anders, wenngleich stets satirisch. So etwa zum Auftakt, als er die obligatorische „Abkratzliste“ zum Gedenken bekannter Verstorbener in der Jahresrückblicksendung von Günther Jauch würdigt und Prominenten empfiehlt, möglichst nicht im Dezember zu sterben, weil es sonst weder für dieses Jahr noch im nächsten für die Liste reicht.

Lehrreich, kritisch und komisch fällt sein Rückblick auf deutsche Bundespräsidenten aus: „Jockel“ Gauck („Der 1989 aus der DDR ausgewildert wurde, weil die Grenze zur falschen Seite geöffnet wurde“), Christian Wulff („Der Islam gehört zu Deutschland“) oder Horst Köhler („Die Demokratie wird am Hindukusch verteidigt“).

Schade, dass der talentierte Kabarettist so oft den Humoristen vermissen lässt. In seinen Radiokolumnen wird Wischmeyer sogar ein misanthropisches Menschenbild unterstellt. Auch wenn in der nicht voll besetzten Kulturfabrik an einigen Stellen herzhaft gelacht wird, bleibt der Applaus insgesamt doch eher verhalten.